«Unsere Modelle werden immer detaillierter»
Für Michael Schnellmann galt es im vergangenen Jahr, die richtigen Worte für komplexe Wissenschaft zu finden. Der Standortvorschlag der Nagra musste korrekt und gleichzeitig verständlich sein. In Zukunft wird das Jahrhundertprojekt lokaler und digitaler.
Die Menschen hinter dem Jahrhundertprojekt
Michael hat an der ETH Zürich promoviert und arbeitet seit 2005 bei der Nagra. Dabei ist er in vielfältige geologische Projekte involviert: anfänglich in grossräumigen Untersuchungen vom Genfer- bis zum Bodensee, dann immer fokussierter bis zu den intensiven Untersuchungen in den Standortgebieten Jura Ost, Nördlich Lägern und Zürich Nordost.
In dieser Serie stellen sich die Menschen hinter dem Jahrhundertprojekt gleich selbst vor.
Durch den Standortvorschlag war das vergangene Jahr ein sehr wichtiges für uns. Bereits im Januar 2022 begannen wir, unsere Argumentation zu schärfen, und diskutierten mit externen geologischen Beratern. In Zusammenarbeit mit der Kommunikationsabteilung einigten wir uns auf Begriffe, die verständlich und gleichzeitig wissenschaftlich korrekt sind. Um einen vertieften Einblick in die relevanten geologischen Unterschiede zwischen den Standortvarianten zu geben, wurden als Ergänzung zum Bericht zur Standortwahl weiterführende kurze Dokumente zu Schlüsselthemen erstellt.
Ich bin seit 17 Jahren bei der Nagra und war somit von Anfang an im Sachplanprozess involviert, der 2008 vom Bund gestartet wurde. Wir arbeiten an einem sehr spannenden, einmaligen Projekt an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Auch von den geologischen Themen her ist es sehr breit aufgestellt. Es gibt in der Schweiz keinen vergleichbaren Job – das macht es interessant für mich.
Weitere Menschen hinter dem Jahrhundertprojekt
Daten, Daten und noch mehr Daten
In der Geologie gibt es Indizien, aber nie ein vollständiges Bild. In all den Jahren haben wir gezielt unterschiedlichste Daten gesammelt, um die drei Standorte für den Standortvergleich zu charakterisieren. Zentral dabei waren die seismischen Messungen und die Tiefbohrungen. Durch Integration all dieser Daten und mithilfe von geologischen Modellvorstellungen und Erfahrungen aus anderen Projekten erstellen wir ein möglichst genaues Bild des Untergrunds. Dazu gehört ein gutes Verständnis der geologischen Entwicklung in der Nordschweiz über die letzten Millionen von Jahren. Die Vergangenheit ist für uns der Schlüssel für die Erstellung von belastbaren Szenarien für die Zukunft. Durch die umfangreichen Standortuntersuchungen kennen wir den Untergrund der drei Standortgebiete Jura Ost, Nördlich Lägern und Zürich Nordost nun sehr gut. In Zukunft fokussieren wir uns auf Nördlich Lägern.
«Es gibt in der Schweiz keinen vergleichbaren Job – das macht es interessant für mich.»
Neue Möglichkeiten nutzen
Derzeit arbeiten wir das Rahmenbewilligungsgesuch aus. Neben den klassischen Nagra-Berichten publizieren wir die Resultate vermehrt auch in wissenschaftlichen Zeitschriften. Dabei sind meist Universitäten im Lead, mit denen wir zusammenarbeiten. Diese Publikationen durchlaufen einen umfangreichen externen Review durch die nationale und internationale Fachwelt. Das bedeutet: Wir haben eine zusätzliche Qualitätssicherung.
Unser Projekt wird immer lokaler, die Modelle werden detaillierter. Das macht es in Zukunft noch spannender. Mit dem Rahmenbewilligungsgesuch und darüber hinaus wird alles digitaler, genauer, hochauflösender. Unser Team wurde mit Spezialistinnen und Spezialisten für genau diese Herausforderungen verstärkt. Damit haben wir alles, was es braucht, um unser Jahrhundertprojekt weiter voranzutreiben.
Zur Person
Als Hauptprojektleiter Geowissenschaften ist er zuständig für die Erstellung der geologischen Unterlagen für das Rahmenbewilligungsgesuch. Michael ist verheiratet und hat drei Kinder. Den Ausgleich zum beruflichen Alltag sucht er am liebsten in den Bergen – zu Fuss, per Velo oder auf den Ski.