Das Tiefenlager soll Mensch und Umwelt vor radioaktiven Abfällen schützen. Auf keinen Fall dürfen radioaktive Stoffe ins Grundwasser gelangen. Kein Wunder, dass dieses Thema auf grosses Interesse stösst, ist unser Grundwasser doch ein hohes Gut: In der Schweiz wird daraus vielerorts ein wesentlicher Teil unseres Trinkwassers gewonnen.
Vier Kantonsrätinnen interessieren sich ebenfalls für das Thema und stellten dem Zürcher Regierungsrat diverse Fragen zum Thema Grundwasser. Sie wollen unter anderem wissen, ob die Nagra genügend Kenntnisse über das sogenannte Tiefengrundwasser hat. Anders als das oberflächennahe Grundwasser, aus dem vielerorts auch Trinkwasser gewonnen wird, befindet sich das Tiefengrundwasser in einer Tiefe von mehreren hundert Metern.
Das wissen wir über die Grundwässer
Wir kennen die Grundwässer in der Nordschweiz gut. Die Nagra untersuchte die tiefen Grundwässer erstmals in den 1980er-Jahren. Der Kenntnisstand hat sich seither laufend erhöht. Zwei umfangreiche Berichte fassen den Kenntnisstand über das Tiefengrundwasser zusammen.
Mit den Tiefbohrungen in den Jahren 2019 bis 2022 hat die Nagra nochmals viel Wissen über das Tiefengrundwasser gewonnen. Die Daten der Tiefbohrkampagne sind inzwischen ausgewertet und die Erkenntnisse liegen vor. Über diese wurden die Fachbehörden und -gremien informiert. Das grundlegende Bild, welches die Nagra von den Tiefengrundwässern der Nordschweiz hatte, wurde durch die neuen Daten bestätigt. Unter anderem hat sich herausgestellt, dass es fast keinen Austausch zwischen dem Lager im Opalinuston und den tiefengrundwasserführenden Schichten gibt. Die Tiefengrundwässer in Nördlich Lägern ober- und unterhalb des Opalinustons sind ausserdem sehr alt – zwischen einigen zehntausend bis einigen hunderttausend Jahren – und bewegen sich kaum. Offene Fragen zum Tiefengrundwasser, die es vor den Tiefbohrungen noch gab, konnten geklärt werden.
Diese Erkenntnisse sind auch in unseren Standortvorschlag vom September 2022 eingeflossen. Und: Die Nagra hat Nördlich Lägern unter anderem auch deshalb vorgeschlagen, weil dort die Distanz zwischen dem Opalinuston und den nächsten wasserführenden Schichten am grössten ist.
In diversen Bohrberichten sind Daten der Tiefbohrkampagne auf unserer Website online einsehbar. Was sich zurzeit noch in Arbeit befindet, ist die gesamtheitliche Dokumentation inklusive aller Daten und Erkenntnisse der Tiefbohrkampagne. Diese Dokumentation ist Teil des Rahmenbewilligungsgesuchs, das die Nagra im November 2024 einreichen wird.
Die Rohdaten der vier Bohrungen in Nördlich Lägern sind online verfügbar
Bohrung Bülach
Bohrung Stadel-3
Bohrung Stadel-2
Bohrung Bachs
Kann Wasser in die Bauten eindringen?
Im Vorstoss der vier Kantonsrätinnen wurde zudem die Gefahr eines Wassereinbruchs ins Tiefenlager thematisiert. Im Tunnel- und Schachtbau gibt es bewährte Methoden, um den Wasserzutritt ins Tiefenlager sowohl während des Baus als auch während der Betriebsphase zu verhindern. Das ist heutzutage Standard. Vor dem Bau der Zugangsbauwerke wird der Untergrund mit Erkundungsbohrungen untersucht.
Unser Grund- und Trinkwasser ist kostbar. Die Nagra hat jahrzehntelang geforscht und Daten gesammelt, um das Grundwasser zu schützen. Der Grossteil dieser Datenbasis ist bereits öffentlich zugänglich, sei es in den umfassenden Berichten über die Tiefengrundwässer, sei es in den Berichten über die einzelnen Tiefbohrungen.
Wir sind überzeugt: Das Tiefenlager gefährdet das Grundwasser nicht. Die Nagra beurteilt das aber nicht allein: Nur wenn die Prüfbehörden das auch so sehen, wird die Nagra eine Rahmenbewilligung und später eine Baubewilligung erhalten.