Willkommen bei Nagra History! Wir picken besondere Momente aus der fünfzigjährigen Geschichte der Nagra heraus. Meilensteine, Anekdoten, Kuriositäten – alles dabei.
Story #1: Die Gründung der Nagra.
Die Nagra hat Geburtstag! Der Fünfzigste ist eine gute Gelegenheit für den Start in unsere Serie «Nagra History». Wir beginnen mit einem geschichtlichen Abstecher zu den Anfängen der Nagra.
Ins All? Ins Eis? Ins Meer?
Wer radioaktive Abfälle produziert, muss diese auch entsorgen. Am 4. Dezember 1972 wird deshalb die Nagra, die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle, gegründet. Noch nicht so lange her? Nun, es war die Zeit als mit Eugene Cernan zum letzten Mal ein Mensch auf dem Mond war. Mit der Magnavox Odyssey kommt die erste Spielkonsole überhaupt auf den Markt. Richard Nixon wurde gerade eben als Präsident der USA wiedergewählt. Und in Schweden nehmen vier KünsterInnen ihre erste Single auf – sie werden später unter dem Namen ABBA bekannt.
Doch schon eine Weile her. In ihren Anfängen untersuchte die Nagra Gesteinsschichten im Alpenraum, die sich jedoch nicht eigneten. Das war aber schon deutlich besser als viele andere Ideen, die zu dieser Zeit herumgeisterten und es teilweise noch heute tun. Der deutsche Physiker Bernhard Philberth etwa postulierte einst die Idee, den Atommüll im arktischen Eis zu lagern. In Form von Bomben sollte der Atommüll über den Polargebieten abgeworfen werden und sich durch die Wärmeentwicklung ins Eis hineinfressen. Andere Ideen sahen vor, den Atommüll mit Raketen ins All zu schiessen oder in Vulkanen zu versenken. Auch das sind ganz schlechte Ideen. Genauso wie das Versenken der Abfälle im Meer, was allerdings während Jahrzehnten tatsächlich so gehandhabt wurde. Auch Schweizer Atomabfälle liegen auf dem Meeresgrund.
Die Entsorgung rückt in den Fokus
Lange wurden die Abfälle ins Ausland abgegeben. Mehr und mehr wurde nach Möglichkeiten zur Lagerung der Betriebsabfälle in der Nähe der Kernkraftwerke gesucht. 1968 gab es ein Projekt im aargauischen Döttingen, welches aber nie realisiert wurde. Weil das Versuchsatomkraftwerk Lucens/VD unfallbedingt stillgelegt werden musste, wurden unterirdische Kavernen für ein längerfristiges Zwischenlager frei. Dieses Vorhaben mussten der Bund und die Kernkraftwerkbetreiber ebenfalls aufgeben. Die Opposition wurde zu gross, nicht zuletzt weil sich die Schweiz an der Versenkung der Abfälle ins Meer beteiligt hatte. Genau diese Art der Entsorgung sorgte aber für Widerstand und es war absehbar, dass man bald auf den Abfällen sitzenbleiben wird.
So schlossen sich der Bund und die Kernkraftwerke am 4. Dezember 1972 in der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle zusammen. Die Nagra war geboren. Die Gründung erfolgte in Bern. Die erste Geschäftsstelle entsteht erst fünf Jahre später, 1977 in Baden. Erster Geschäftsleiter war der Physiker Hans Issler. Die erste Bohrung der Nagra folgte 1982 in Böttstein/AG.
Die erste Nagra-Bohrung in Böttstein (DRS aktuell)
DRS aktuell bringt zwei Beiträge über die Nagra. Der Link führt direkt auf den Beitrag zur Bohrung. Später in der Sendung folgt ein Hintergrundbericht zur Entsorgung der radioaktiven Abfälle (ab 05:11).
Unfreiwillig im Fokus
Heute ist die Nagra in Wettingen zuhause. Sie hat in den fünfzig Jahren intensiv geforscht und dabei viel gelernt. Wie unser Zeitstrahl verrät, gab es in der Geschichte der Nagra auch Rückschläge zu verkraften. Der wohl bekannteste ist das Projekt Wellenberg im Kanton Nidwalden. Zu dieser Zeit erlangt die Nagra erstmals grössere Bekanntheit im gesamten Land, die Entsorgung radioaktiver Abfälle rückt auch in den Fokus der Medien. Ein Beispiel dafür: Die «Schweiz aktuell»-Sendung vom 29. Juni 1993.
Beitrag zum geplanten Endlager im Wellenberg
Am 29. Juni 1993 verkündet die Nagra, sie wolle die schwach- und mittelaktiven Abfälle im Wellenberg entsorgen. Die Sendung Schweiz aktuell berichtete darüber.
Im Jubiläumsjahr hat die Nagra einen Meilenstein erreicht. Am 12. September präsentierte die Nagra ihren Standortvorschlag für das Schweizer Tiefenlager vor den Medien in Bern. Also dort, wo die Nagra heute vor 50 Jahren gegründet wurde.
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