Das Foto zeigt eine Fledermaus im Flug, festgehalten gegen einen tiefschwarzen Hintergrund, der einen starken Kontrast zu ihrem hellbraunen Fell und den durchscheinenden Flügelmembranen bildet. Die Fledermaus ist mit dem Kopf nach unten positioniert, ein typisches Merkmal ihrer Flugweise, und ihre Flügel sind weit ausgebreitet, was die feinen Details der Flügelstruktur hervorhebt. Im Hintergrund sind unscharf einige grüne Blätter sichtbar, die darauf hinweisen, dass das Bild möglicherweise in der Nähe von Bäumen oder Büschen aufgenommen wurde. Das Gesicht der Fledermaus ist gut sichtbar, mit kleinen, aber deutlichen Augen, spitzen Ohren und einem aufgerissenen Mund, der ihre spitzen Zähne zeigt.

Jägerinnen der Nacht: die Fledermäuse von Bachs


Die filigranen Tiere ziehen ihre Kreise des Nachts oft im Verborgenen, denn sie sind empfindlich auf Licht. Um sie vor der Bohrplatzbeleuchtung zu schützen, setzte die Nagra auf die Expertise der Fachleute von SWILD.

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Lautlos fliegen sie durch die dunkle Nacht – manche klein wie Würfelzucker, andere spannen ihre Flügel bis zu 30 cm auseinander. Fledermäuse sind faszinierende Flugkünstler. Auch die Nagra ist mit diesen filigranen Tieren in Berührung gekommen: Bei der Tiefbohrkampagne galt den Fledermäusen in der Nacht besondere Aufmerksamkeit – vor allem in Bachs.

Vielfältige Flugakrobaten

30 verschiedene Fledermausarten leben in der Schweiz. Das sind rund ein Drittel aller einheimischen Säugetierarten. Die kleinsten Fledermäuse wiegen vier Gramm, die grössten bringen das Zehnfache auf die Waage. So unterschiedlich die Fledermausarten aussehen, so verschieden sind auch ihre Lebensweisen. Die Zwergfledermaus zum Beispiel ist sehr anpassungsfähig. Sie findet Unterschlupf in Städten und jagt Mücken an Strassenlaternen. Andere Arten wie die Bechsteinfledermaus oder die Mopsfledermaus halten sich vorwiegend in Wäldern auf und meiden beleuchtete Gebiete.

Sie alle haben gemeinsam, dass sie sich ausschliesslich von Insekten ernähren und geschickte Flugakrobaten sind. Dank Echoortung navigieren und jagen sie durch die Nacht.

Im Winter 2021/2022 gerieten diese Jägerinnen der Nacht auch in den Fokus der Nagra. Im zürcherischen Bachs war eine Tiefbohrung geplant. Die Arbeiten sollten wie bei diesen Tiefbohrungen üblich im 24-Stunden-Betrieb durchgeführt werden. Inklusive entsprechender Beleuchtung. Eine Belastung für die lichtempfindlichen Fledermausarten dieser Region – insbesondere für das Grosse Mausohr.

Seltene Fledermäuse der Schweiz


Leider stehen mehr als die Hälfte der Fledermausarten in der Schweiz auf der Roten Liste. Besonders die lichtempfindlichen Arten finden in unserer beleuchteten Schweiz nur noch wenig Lebensraum und auch die starke Abnahme der Insekten stellt eine Belastung für die Tiere dar.

Eine dieser seltenen Fledermausarten ist das Grosse Mausohr. Früher lebten die Tiere in grosser Zahl in Kirchen oder alten Bauernhäusern, wo sie den Tag auf dem Dachboden hängend verbrachten. Mehrere hundert Tiere teilten sich ein Quartier und flogen nachts zu ihren Jagdgebieten in Wäldern und Wiesen. Heute gibt es nur noch wenige bekannte Quartiere: Giftige Holzschutzmittel und die Renovation von Dachstöcken haben die Standorte stark dezimiert. In der Schweiz sind noch rund 100 Kolonien bekannt, eine davon in Bachs/ZH.

Schutz für die Fledermäuse

Es wurde klar: Die lichtscheuen Tiere müssen bestmöglich vor der nächtlichen Beleuchtung geschützt werden. Die Leuchten auf dem Bohrplatz wurden mit Blenden versehen, um die Lichtabstrahlung in die angrenzenden Felder und Wälder möglichst gering zu halten. Für die Lampen wurde warmweisses Licht gewählt. Wärmere Lichtfarben haben eine geringere Wirkung auf Insekten und Fledermäuse als kaltweisses Licht. Die Leuchten wurden so tief wie möglich angebracht, um die Lichtemission in die Umgebung weiter zu reduzieren. Weisse Containerflächen wurden abgedeckt, um die Lichtreflexion zu minimieren.

Bei der Bohrstelle Bachs wurde die Lichtemission auf die Umgebung mit verschiedenen Massnahmen reduziert, um lichtsensible Wildtiere wie Fledermäuse zu schützen. Foto: © SWILD

Hohe Artenvielfalt in Bachs

Ob die Schutzmassnahmen Wirkung zeigen, wurde mit Hilfe der Fledermausforscherinnen und -forscher von SWILD überprüft. SWILD ist eine unabhängige Forschungs- und Beratungsgemeinschaft von Biologinnen und Biologen. Sie haben vor Beginn der Bohrarbeiten die Artenvielfalt und die Aktivität der Fledermäuse ein erstes Mal erfasst.

Da Fledermäuse in der Nacht optisch kaum zu unterscheiden sind, setzten die Forschenden spezielle Geräte ein, die die Ultraschallrufe der Fledermäuse aufzeichneten. Sogenannte «Batlogger» ermöglichten dann die Artbestimmung der Fledermäuse anhand ihrer Rufe, die sie während des Fluges zur Orientierung und Jagd kontinuierlich ausstossen. Acht verschiedene Fledermausarten konnten so nachgewiesen werden. Darunter auch seltene Arten wie das Grosse Mausohr, die Mopsfledermaus oder das Braune Langohr.

Es zeigte sich: Rund um den Bohrplatz Bachs sind mit den Wäldern, dem angrenzenden Naturschutzgebiet und einem Bach gute Lebensräume für Fledermäuse vorhanden. Entsprechend sind dort viele verschiedene Fledermausarten anzutreffen.

Solche unauffälligen Batlogger (blaue Box mit Mikrofon an Zaunpfahl) haben in der rund um die Bohrstelle Bachs die Ultraschallrufe der Fledermäuse in der Nacht aufgenommen. Anhand der Rufe werden die vorkommenden Fledermausarten bestimmt. Foto: © SWILD

Die Zwergfledermaus hat sich den Bauch vollgeschlagen

Eine zweite Erhebung an den gleichen Standorten wurde während den Bohrarbeiten unter Einfluss der Beleuchtung durchgeführt. Diesmal wurden sieben verschiedene Fledermausarten erfasst, also eine weniger als bei der ersten Erhebung. Lediglich für das sehr lichtempfindliche Braune Langohr war es möglicherweise noch immer zu hell: Diese Art konnte nicht mehr nachgewiesen werden.

Die Aktivität der lichtempfindlichen Fledermausarten ging um etwa die Hälfte zurück. Die Aktivität der Zwergfledermaus nahm in der Nähe der Bohrstelle hingegen stark zu. Diese anpassungsfähige Art hat direkt neben den Lampen nach Insekten gejagt, welche vom Licht angezogen wurden, und profitierte dadurch sogar von der Beleuchtung der Bohrstelle.

In einer dritten Erhebung zwei Jahre nach dem Betrieb der Bohrstelle wurde überprüft, ob die seltenen und lichtempfindlichen Arten wieder in der gleichen Häufigkeit wie vor den Bohrarbeiten vorkommen. Das erfreuliche Resultat: Alle Arten – auch das Braune Langohr – wurden wieder nachgewiesen. Die lichtempfindlichen Arten waren genauso häufig vertreten wie vor den Bohrarbeiten.

Das Braune Langohr ist eine sehr lichtempflindliche Fledermausart, die besonders gerne Nachtfalter frisst. Foto: Foto: © Marko König / swild.ch

Die Rücksichtnahme hat sich gelohnt

Dank den Schutzmassnahmen konnte die Lichtemission auf die umliegenden Lebensräume stark minimiert werden. Trotz höherer Belastung während den Arbeiten wurde das Gebiet nur von einer lichtempfindlichen Art vollständig gemieden.

Nach zwei Jahren sind erfreulicherweise keine negativen Auswirkungen auf die Fledermäuse festzustellen, die durch die temporäre Lichtbelastung hätten entstehen können. Manchmal genügen bereits einfach umsetzbare Massnahmen, um mehr Rücksicht auf unsere Umwelt zu nehmen. Das ist der Nagra dank der Zusammenarbeit mit den Expertinnen und Experten von SWILD gelungen.

Diese haben auch noch einen Tipp parat, wie jede und jeder zuhause mithelfen kann, mehr Rücksicht auf die Umwelt zu nehmen: Vielleicht gibt es auch bei Ihnen eine Lampe im Garten, die nicht die ganze Nacht brennen müsste? Oder sie könnte mit einer Blende abgeschirmt werden, damit sie nicht die Hecke oder den Baum mitbeleuchtet? Gehen Sie doch abends mal nach draussen und sehen Sie nach. Die nachtaktiven Wildtiere werden es Ihnen danken.

Das Grosse Mausohr ist eine seltene Fledermausart, welche dunkle Strukturen wie Hecken oder Baumreihen benötigt, um in deren Schutz vom Quartier bis zum Jagdgebiet im Wald fliegen zu können. Foto: © Marko König / swild.ch
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