Grimselkristalle

Harry Potter und die Grimselkristalle


Hast du gewusst, dass die Kristallkluft beim Felslabor Grimsel beinahe zum Schauplatz für eine Szene in Harry Potter wurde?

Seite teilen

Lumos!

Licht an für eine zauberhafte Geschichte. Für einmal ganz ohne Atommüll. Dafür mit mehreren Barrieren: Die einen wurden – wie beim Atommüllager – von der Natur erschaffen. Die anderen sind aber keine technischen Barrieren wie unsere Endlagerbehälter. Nein, es sind magische.

Harry roch Salz und hörte Wellen brausen; eine leichte kalte Brise zerzauste ihm das Haar, während er auf das mondhelle Meer und den sternübersäten Himmel hinaussah. Er stand auf einem hohen dunklen Felsblock, und unter ihm schäumte und toste das Wasser.

Hardcorefans haben die Szene längst erkannt: Wir befinden uns mit Harry Potter und Hogwarts-Schulleiter Albus Dumbledore auf Horkruxjagd*. In einer Höhle ohne Namen, die unter den Fans als «crystal cave» – Kristallhöhle – bekannt ist.

Was selbst Hardcorefans nicht wissen: Beinahe wäre die Kristallkluft im Grimsel zur Kulisse für diese Szene geworden.

*Horkruxe sind Objekte, in denen schwarze Magier wie Lord Voldemort – der Antagonist von Harry Potter – einen Teil ihrer Seele ausserhalb des Körpers aufbewahren.

Holt euch Butterbier und Kürbispasteten, denn unser Public Affairs Manager Heinz Sager öffnet für uns die Türen zu dieser bisher unbekannten Story: Alohomora!

 

Um den Dunklen Lord aufzuhalten, begibt sich Harry Potter mit seinem Schulleiter Albus Dumbledore auf die Jagd nach Horkruxen.

Ein Anruf sorgte für erhöhte Herzfrequenz

«Im Januar 2007 erhielt ich einen Anruf von einer Frau namens Sue Quinn», erinnert sich Heinz Sager. Auf Englisch teilte sie am Telefon mit, sie habe von einer «fantastischen Kristallkluft» im Grimsel gehört und wolle sie besuchen. «Ich dachte mir nichts dabei. Die Kristallkluft befindet sich neben unserem Felslabor Grimsel, im Stollen der Kraftwerke Oberhasli. Die Kraftwerke wie auch wir von der Nagra haben schon damals Führungen angeboten, bei denen man auf Wunsch zusätzlich die Kristallkluft bewundern kann. Also nichts Aussergewöhnliches», sagt Sager. «Aber als sie mir den Grund für ihr Interesse verriet, da schlug mein Herz dann doch etwas schneller.»

Die Kristallkluft im Grimsel.
Eine Schönheit der Natur.

Ein dreifacher Oscar-Preisträger im Grimsel

Sue Quinn war nämlich Supervising Location Director für die Verfilmung von «Harry Potter und der Halbblutprinz». Dabei handelt es sich um den sechsten Teil der Zauberlehrling-Saga, welche zu dieser Zeit längst Weltruhm erlangt hatte. «Harry Potter im Grimsel?», Sager zieht die Augenbrauen hoch: «Uns war sofort klar: Das wäre eine grosse Sache.»

In einer Szene dieses sechsten Teils nahm Hogwarts-Schulleiter Albus Dumbledore seinen Schützling Harry mit auf eine Reise. Sie führte die beiden an einen unwirtlichen Ort. Die Klippen und das tosende Wasser bildeten natürliche Barrieren, die für Muggel (Personen ohne magische Fähigkeiten) nur sehr schwer zu überwinden wären. In die Höhle hinein hätten es Muggel sogar mit Sicherheit nicht geschafft, denn nebst einem Blutzoll war auch ganz viel Magie gefragt.

Für die beiden Zauberer Harry und Dumbledore war das hingegen noch eine der leichteren Aufgaben. Sie verschafften sich Zutritt und gingen durch eine Öffnung in scheinbar völlige Dunkelheit:

Dunkle Kulisse: Auf Harry Potter und Albus Dumbledore wartet eine schwierige Aufgabe. Die Cliffs of Moher in Irland bilden den Originalschauplatz zu dieser eindrucksvollen Szene.

Ein unheimlicher Anblick bot sich ihren Augen: Sie standen am Rand eines großen schwarzen Sees, der so weit reichte, dass Harry die feinen Ufer nicht ausmachen konnte, inmitten einer Felsenhalle, so hoch, dass auch die Decke nicht zu sehen war. Ein nebeliges grünes Licht leuchtete in der Ferne, offenbar in der Mitte des Sees; es spiegelte sich in dem vollkommen ruhigen Wasser darunter. Der grünliche Schein und das Licht der beiden Zauberstäbe waren alles, was die ansonsten samtene Schwärze durchbrach. Die Dunkelheit war irgendwie dichter als gewöhnliche Dunkelheit.

(Harry Potter und der Halbblutprinz, Kapitel 26 «Die Höhle»)

Die Szenerie in der Kristallhöhle zierte das Hardbook-Cover der deutschen Ausgabe von Harry Potter und der Halbblutprinz.

So also stellte sich J.K. Rowling die Höhle für ihr Buch vor. Die Kristalle, die man im Film sieht, sind jedoch nicht frei erfunden. In der Buchvorlage besteht der Kelch, mit dem – so viel sei an der Stelle verraten – der Zaubertrank in der Mitte der Höhle getrunken werden muss, aus Kristall:

Beinahe geistesabwesend hob Dumbledore erneut seinen Zauberstab, liess ihn einmal durch die Luft wirbeln und fing den Kristallkelch auf, den er aus dem Nichts heraufbeschworen hatte.

Diese Beschreibung war es wohl, welche die FilmemacherInnen inspirierte. Zwei Monate nach dem Telefonat zwischen Sue Quinn und Heinz Sager besuchte ein Teil der Filmcrew im März 2007 das Felslabor und die Kristallkluft im Grimsel. «Wir mussten mit dem Bähnli hoch, weil noch Schnee lag», erzählt Sager. «Das zeigt den Status unserer Gäste: Führungen ausserhalb der Saison organisieren wir wirklich nur für VIPs.»

Diese Bezeichnung ist wohl gerechtfertigt. Mit dabei war nämlich auch Production Designer Stuart Craig. Der britische Szenenbildner hatte für seine früheren Arbeiten bereits drei Oscars gewonnen und war Chef-Designer sämtlicher Harry Potter-Filme.

Sue Quinn besuchte mit ihrer Filmcrew im März 2007 die Kristallkluft im Grimsel.
Mit dabei: Der dreifache Oscar-Preisträger Stuart Craig.

Dreharbeiten im Sommer 2007

Etwa eine Stunde lang begutachteten Sue Quinn und Stuart Craig mit ihrer Filmcrew die Kristallkluft und machten Aufnahmen. Heinz Sager begleitete sie und schnappte Teile der Konversationen auf: «Sie diskutierten eine Szene, bei der Harry Potter durch eine mannshohe Kristallhöhle flüchten sollte.» Das Problem: Die Kristallkluft ist zwar rund 14 Meter lang, aber maximal ein Meter hoch. Das sei jedoch kein Problem, versicherte man Heinz Sager. «Man erklärte mir, dass Daniel Radcliffe mit Blue-Screen-Technik in die Aufnahmen eingefügt werden soll.»

Damit war die Chance, dass Harry Potter-Darsteller Daniel Radcliffe die Grimselwelt beehren würde, ziemlich klein geworden. Aber: Die Filmcrew fand einen Ausschnitt in der Kristallkluft, der für die Aufnahmen geeignet sein könnte. «Am Abend haben wir uns verabschiedet und am nächsten Tag reiste die Crew ab», erzählt Sager. Man habe ihm noch mitgeteilt, dass die Dreharbeiten für den Sommer 2007 geplant seien.

Chef-Designer Stuart Craig sieht sich die Kristallkluft ganz genau an.
Die Filmcrew machte diverse Aufnahmen vor Ort.

Zaubervolle Grimselwelt – aber nur für Muggel

Daraus wurde dann leider nichts: «Zwei Wochen nach der Besichtigung hat mich Sue Quinn angerufen und sagte, sie hätten in Mexiko eine Höhle mit Calcitkristallen gefunden, die sich besser eigne.»

Effektiv gedreht wurde dann auch in Mexiko nicht. Die Filmemacher haben stattdessen ein eigenes Set für die Szene aufgebaut. Die Inspiration dafür holten sie sich bei einer Salzkristallhöhle in Frankfurt.

Doch wer weiss: Vielleicht steckte ja doch ein bisschen Inspiration aus den Grimselkristallen im endgültigen Filmset. Einen Blick hinter die Kulissen der Szene mit Stuart Craig gibt es übrigens in diesem Video zu sehen:

Wie die Kristallhöhle entstand:

Wie ging das eigentlich weiter?

Die Szene in der Kristallhöhle wurde also nicht im Grimsel gedreht. Heinz Sager wurde glücklicherweise nicht mit einem Vergessenszauber belegt, sodass er uns diese magische Geschichte erzählen konnte.

Wir haben aber noch Harry Potter und Albus Dumbledore in besagter Kristallhöhle zurückgelassen:

Doch obwohl tiefe Risse in ihren durchweichten Lumpen und auf ihrer eiskalten Haut sichtbar wurden, gab es kein Blut, dass sie vergiessen konnten: Sie gingen weiter, empfindungslos, die runzligen Hände nach ihm ausgestreckt, und als er noch weiter zurückwich, spürte er, wie Arme ihn von hinten umschlangen, dünne, fleischlose, Arme, kalt wie der Tod, und er verlor den Boden unter den Füssen, als sie ihn hochhoben und ihn langsam und unerbittlich in Richtung Wasser zurücktrugen, und er wusste, es würde kein Entkommen geben, er würde ertränkt und ein weiterer toter Wächter eines Teils von Voldemorts zerbrochener Seele werden …

Was dann mit Harry und Dumbledore geschah? Nun, bei Merlins Bart, wir mögen keine Spoiler. Deshalb können wir euch an dieser Stelle nicht verraten, ob die Jagd nach dem Horkrux erfolgreich war. Sorry, not sorry.

Aber hey, es ist Weihnachtszeit: Schnappt euch ein paar Schokofrösche und Bertie Botts Bohnen in sämtlichen Geschmacksrichtungen, lest die Bücher oder schaut euch die Filme an – oder im Falle von Hardcorefans: Zeit für einen Rewatch!

Schöne Weihnachten.

Nox.

Grimsel-Führungen
Führungen der Kraftwerke Oberhasli KWO
Führungen der Kraftwerke Oberhasli KWO
Felslabor-Führungen der Nagra
Felslabor-Führungen der Nagra

Bilddrechte: Nagra / © Warner Bros / Comet Photoshopping GmbH, Dieter Enz

Ähnliche Beiträge
Nagra News – April 2024
30.04.2024 #Jahrhundertprojekt
Nagra News – April 2024

Was die Nagra über das Grundwasser weiss • Ergebnisse der Felduntersuchungen im Haberstal • Expertise für das Tiefenlager • Nagra gründet Tochterfirmen

Nagra News – März 2024
28.03.2024 #Jahrhundertprojekt
Nagra News – März 2024

Warum das Gestein beim Tiefenlager geschützt wird • Ein Vergleich zwischen Deutschland und der Schweiz • Was die Nagra mit Fledermäusen zu tun hat • Universalexperten im Jahr 2024

Jägerinnen der Nacht: die Fledermäuse von Bachs
19.03.2024 #Jahrhundertprojekt
Jägerinnen der Nacht: die Fledermäuse von Bachs

Die filigranen Tiere ziehen ihre Kreise des Nachts oft im Verborgenen, denn sie sind empfindlich auf Licht. Um sie vor der Bohrplatzbeleuchtung zu schützen, setzte die Nagra auf die Expertise der Fachleute von SWILD.