Was ist eine Oberflächeninfrastruktur?

Die radioaktiven Abfälle der Schweiz werden künftig in einem geologischen Tiefenlager entsorgt. Das Tiefenlager verfügt über eine Oberflächeninfrastruktur, die aus der Oberflächenanlage und Nebenzugangsanlagen bestehen. Bauten für die Erschliessung und Depots für das Ausbruchsmaterial gehören auch dazu. Diese braucht es für den Bau, Betrieb und Verschluss des Lagers. Die Abfälle selbst werden im tiefen Untergrund in Kavernen und Stollen eingelagert.
Oberflächenanlage: Pforte zum Tiefenlager
In der Oberflächenanlage werden alle Abfälle in fester Form aus dem Zwischenlager angeliefert. Die schwach- und mittelaktiven Abfälle sind schon endlagerfähig in Fässern verpackt. Bevor diese im Untergrund eingelagert werden, stellen sie Fachleute in Betoncontainer und verfüllen die Hohlräume mit Zement. Verglaste hochaktive Abfälle und verbrauchte Brennelemente werden von den Transport- und Lagerbehältern in Endlagerbehälter umgeladen. Danach schweissen sie diese zu und kontrollieren sie. Diese Arbeitsschritte erfolgen in der Brennelement-Verpackungsanlage. Die Abfälle gelangen dann über den Hauptzugang zu den Anlagen unter der Erde.
Was gehört alles zur Oberflächenanlage?

Elemente der Oberflächenanlage
- Transportbehälterbehandlungsanlage
- Feuerwehrgebäude
- Garagen
- Aufbereitungsanlage Verfüll-/Versiegelungsmaterialien
- Abwasser- und Betriebsabfallbehandlungsanlage
- Pforte
- Verpackungsanlage für schwach- und mittelaktive Abfälle
- Verpackungsanlage für abgebrannte Brennelemente und hochaktive Abfälle (BEVA)
- Administrationsgebäude
- Besucherzentrum
- Werkstätten
- Schachthalle
- Schachtförderturm
- Lüftungsgebäude
- Energieversorgungsgebäude
Es gibt noch weitere Gebäude, die für den reibungslosen Betrieb des Tiefenlagers notwendig sind: Werkstätten, Feuerwehrgebäude, Sicherungsanlagen, Lüftungsgebäude, Administrationsbereich sowie ein Besucherzentrum. Auch eine Aufbereitungsanlage für das Verfüllmaterial gehört dazu. Damit werden der Stollen und die Kavernen abgedichtet und verschlossen. Die gesamte Oberflächenanlage eines Kombilagers beansprucht eine Fläche von rund sechs bis acht Hektar. Die höchsten Gebäude sind rund 25 bis 30 Meter hoch.

Verpackungsanlage beim Zwilag/Zwischenlager in Würenlingen?
Die Verpackungsanlage für abgebrannte Brennelemente und hochaktive Abfälle (BEVA) muss nicht beim Eingang zum Tiefenlager stehen. Sie könnte auch auf dem Areal des Zwischenlagers Zwilag gebaut werden.
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Faktenblatt Verpackungsanlage ausserhalb Standortregion (Nagra)
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Arbeitsbericht NAB 20-14: «Verpackungsanlage hochaktiver Abfälle: Vor- und Nachteile verschiedener Standortvarianten» (Nagra)
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Gemeinsame Erklärung der Regionenvertreter zur Standortfrage der Brennelemente-Verpackungsanlage (BFE-Medienmitteilung)
Nebenzugangsanlagen: die Verbindung in die Tiefe
Neben der Oberflächenanlage (Hauptzugang) sind auch Nebenzugänge erforderlich. Die Nebenzugangsanlagen umfassen alle Anlagen an der Oberfläche, die für den Betrieb und die Lüftung des geologischen Tiefenlagers notwendig sind. Sie stellen somit die obertägige Schnittstelle zum Tiefenlager für die Ver- und Entsorgung (Lüftung, Energieversorgung, Wasser und Bergwasserhaltung) sowie den Personen- und Materialtransport dar. Mit einer Fläche von rund drei Hektar ist die Nebenzugangsanlage mit einem Betriebs- und Lüftungszugang am grössten. Der Betriebsschacht hat eine Höhe von rund 30 Metern und der Lüftungsschacht eine Höhe von rund zehn Metern. Die Funktionen Betriebszugang und Lüftungszugang können auch auf zwei getrennte Nebenzugangsanlagen aufgeteilt werden.
Neben der Oberflächenanlage und den Nebenzugangsanlagen sind weitere temporäre Flächen für Baustelleninstallationen und das Deponieren von ausgebrochenem Gesteinsmaterial notwendig.

Wo sollen die Bauten an der Erdoberfläche stehen?
Die Gesteinsschichten im Untergrund bestimmen, wo die Lagerkammern gebaut werden. Die Bauten an der Erdoberfläche, also die Oberflächeninfrastruktur, liegen sinnvollerweise in der Nähe des Tiefenlagers. Bei der Suche nach dem Standort für diese Bauten besteht eine enge Zusammenarbeit mit den Regionen und Kantonen.
Mehr Informationen dazu, wo die Oberflächeninfrastruktur gebaut werden soll und zur Zusammenarbeit mit den Regionen, erhalten Sie in den nachfolgenden Dokumenten.
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Broschüre «Oberflächeninfrastruktur für geologische Tiefenlagerung – Vorschläge zur Konkretisierung»
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Faktenblatt zu den Nagra-Vorschlägen zur Oberflächeninfrastruktur
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Arbeitsbericht NAB 19-08: «Sachplan geologische Tiefenlager Etappe 3: Vorschläge zur Konkretisierung der Elemente der Oberflächeninfrastruktur der geologischen Tiefenlager – Teil 1: Einführung und Grundlagen»
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Arbeitsbericht NAB 19-08: «Teil 2: Standortspezifische Vorschläge»
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Arbeitsbericht NAB 19-15: «Standortunabhängiger Vergleich eines Kombilagers mit zwei Einzellagern hinsichtlich Bau- und Betriebsabläufe sowie Umwelt»