Bei den neun Tiefbohrungen und der anschliessenden Analyse der Bohrkerne kann die Nagra auf viel Know-how aus dem In- und Ausland zählen. Wir stellen hier Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor, die mit Ihrer Expertise zum Gelingen des Jahrhundertprojekts Tiefenlager beitragen. Heute ist die Reihe an:
Géraldine Zimmerli, Doktorandin an der Universität Fribourg
Géraldine Zimmerli hat sich schon während ihrem Master mit dem Opalinuston beschäftigt. Damals noch anhand der Mont-Terri-Bohrkerne aus der Westschweiz. Sie untersucht und beschreibt nun auch die Bohrkerne der Nagra. Ihr Ziel: Verstehen, wie sich der Opalinuston vor rund 173 Millionen Jahren abgelagert hat.
Wie hat es sich ergeben, dass Sie mit der Nagra zusammenarbeiten?
Ich habe mich bereits während meines Masters mit dem Opalinuston der Westschweiz beschäftigt. Anschliessend habe ich mich erkundigt, ob es eventuell ein interessantes Projekt für ein Doktorat gäbe. Danach hat sich das einfach so ergeben. Wir haben mein Projekt geschrieben und ich durfte beginnen. Die Qualität der neuen Bohrkerne der Nagra – das ist der Wahnsinn! Meine Begeisterung bei solchen geologischen Fragen ist so gross, dass ich mich einfach nur gefreut habe an solchen Kernen zu arbeiten.
Von wo kommt diese Begeisterung?
Von früher. Ich war als Kind mit der Familie oft in den Bergen. Man sieht diese Steine, das Glitzern der Mineralien – das hat mir immer gefallen. Ich wusste, dass ich naturwissenschaftlich tätig sein will. Physik, Biologie und Mathematik waren mir zu einseitig. Die Geologie bringt alles zusammen. Für viele Menschen ist man dann halt so eine «Steinchen-Bewunderin» (lacht). Was mir aber wirklich wichtig ist: Ich möchte die Natur nicht nur sehen, sondern sie auch verstehen.
Was genau untersuchen Sie bei den Nagra-Bohrkernen?
Ich versuche herauszufinden, wie sich der Opalinuston vor rund 173 Millionen Jahren abgelagert hat. Indem ich den Opalinuston beschreibe und verschiedene Labor-Messungen tätige, versuche ich Antworten auf diese Fragen zu finden.
«Das Glitzern der Mineralien – das hat mir immer gefallen.»
Was sind die Herausforderungen dabei?
Ich habe nun alle Bohrkerne beschrieben und wir haben ein Modell kreiert, damit sich alle Bohrkerne der Schweiz miteinander vergleichen lassen. Das gab es vorher nicht. Jeder hat die Bohrkerne auf andere Art und Weise beschrieben, Vergleiche waren kompliziert. Das ist die Challenge für mich: Vergleichen und herausfinden was mit diesem Opalinuston genau passiert ist. Es ist sehr komplex, vieles wissen wir noch nicht, zum Beispiel inwiefern Strömungen einen Einfluss auf die Ablagerung des Opalinustons haben. Ich habe zum Glück noch ein bisschen Zeit, um Antworten auf diese Fragen zu finden.
Was macht für Sie die Mitarbeit an diesem Projekt speziell?
Die Qualität der Bohrkerne. Die ist wirklich einzigartig. Die Bohrkerne sind beispielsweise orientiert – wir wissen also genau, wo Norden ist. Aber auch die Zusammenarbeit ist speziell. Man arbeitet nicht nur mit dem Professor an der Uni zusammen, sondern mit Menschen aus ganz unterschiedlichen Disziplinen. Das macht es zusätzlich spannend.
Wie sehr interessiert es Sie denn, dass Sie mit Ihrer Arbeit auch zum Projekt Tiefenlager beitragen?
In erster Linie ist es schon meine Begeisterung für die Geologie, die mich bei meiner Arbeit antreibt. Für mich war es aber auch wichtig, dass ich an einem regionalen Projekt arbeiten kann. Das Tiefenlager ist ein Projekt, das für die Schweiz sehr wichtig ist, das war mir bewusst. Dieses Jahrhundertprojekt hat eine grosse Bedeutung für die Gesellschaft, da freut es mich umso mehr, ein Teil davon zu sein.
Geologische Begeisterung, ein Schweizer Projekt und die gesellschaftliche Bedeutung – all das macht diese Arbeit aus.