Dinosaurier faszinieren uns. Diese Urzeitwesen kennen wir nur dank Fossilienfunden, ihr Aussehen wurde von Menschen rekonstruiert. Unser heutiges Bild der Dinos am meisten geprägt hat wohl der Kultfilm Jurassic Park aus dem Jahr 1993.
Das «gfürchige» Logo des Blockbusters zeigt das Skelett eines Tyrannosaurus Rex. Im April 2023 bot sich die seltene Gelegenheit, ein solches Skelett in der Schweiz zu bewundern. 35’000 Personen liessen sich dieses Spektakel damals nicht entgehen und pilgerten nach Zürich in die Tonhalle – zu T-Rex «Trinity». Die Dino-Lady ist fast vier Meter hoch und über elf Meter lang. Sie ist aus drei Exemplaren zusammengesetzt und wurde anschliessend versteigert – für 5,5 Millionen Franken.
Dinosaurier faszinieren uns. Weil sie vor rund 65 Millionen Jahren ausgestorben sind. Und weil Überreste von ihnen diese unfassbar lange Zeit überdauert haben.
So sah das damals aus
Der «Ancient Earth Globe» von dinosaurpictures.org ist eine Art Google Earth mit Zeitmaschine. Man kann verschiedene Zeitalter besuchen oder beispielsweise direkt zur Zeit der ersten Pflanzen oder Insekten springen. Zu jedem Zeitalter werden zusätzliche Informationen eingeblendet.
Springt man rund 65 Millionen Jahre in die Vergangenheit, landen wir in der Zeit, in der die Dinosaurier ausgestorben sind. Die Konturen der Erdoberfläche ähneln schon leicht denjenigen, die wir von der Weltkarte aus dem Klassenzimmer gewohnt sind.
Dass einige Dinosaurierknochen heute noch erhalten sind, ist auch dem Zufall geschuldet. Die Tiere sind an Stellen verendet, an denen sich der Boden so abgelagert hat, dass widerstandsfähige Gesteinsschichten daraus entstanden sind. Im Falle von T-Rex-Lady Trinity sind die Knochen rund 67 Millionen Jahre alt. Seither ist an der Oberfläche viel passiert: Die klimatischen Bedingungen haben sich mehrere Male drastisch verändert, diverse Male sind beispielsweise Gletscher vorgestossen und haben weite Landteile bedeckt. Im Untergrund jedoch, dort steht die Zeit praktisch still.
Und was hat das jetzt mit Atommüll zu tun?
Damit Knochen erhalten bleiben, braucht es also einen konservierenden Untergrund und einiges an Zufall. Bei der Suche nach dem besten Standort für ein Atommüllager überlässt die Nagra hingegen nichts dem Zufall. Die Sicherheit hat höchste Priorität.
Gerade weil im Untergrund die Zeit praktisch stillsteht, können unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Gegebenheiten dort sehr gut erforschen. Die Nagra hat Gebiete eingegrenzt, die für ein Atommüllager – genauer: ein geologisches Tiefenlager – in Frage kommen. Dank einer sehr guten Datenlage konnte die Nagra im Herbst 2022 Nördlich Lägern im Zürcher Unterland als geeigneten Standort vorschlagen.
So lange wie die T-Rex-Knochen müssen die radioaktiven Abfälle nicht überdauern: Der Betrachtungszeitraum wurde in der Schweiz gesetzlich auf eine Million Jahre festgelegt. Im Vergleich zu den 65 Millionen Jahre alten Knochen von Trinity beinahe ein Klacks.
Möglich macht es ein Gestein, welches diese Zahlen in den Schatten stellt: der Opalinuston. Wer auf dem Ancient Earth Globe 170 Millionen Jahre in die Vergangenheit reist, stellt fest: «Mitteleuropa» sah damals noch ganz anders aus. Die Schweiz war von einem flachen Meer bedeckt. Vor rund 175 Millionen Jahren lagerte sich dort kleinster Schutt vom Festland ab. Die Opalinuston-Schicht war geboren.
Seinen Namen verdankt der Opalinuston übrigens einem Ammoniten, der in dieser Gesteinsschicht gefunden wurde, dem leioceras opalinum. Der Opalinuston bildet die wichtigste geologische Barriere des Tiefenlagers, weil er für Wasser weitestgehend undurchlässig ist und Risse von selbst wieder abdichten kann. Zudem bindet er radioaktive Stoffe.
All diese Eigenschaften machen den Opalinuston zu einem langweiligen Gestein – deshalb ist er für die Einlagerung von Atommüll so gut geeignet. So langweilig das Gestein auch sein mag, seine Erforschung ist spannend. Es ist eine Reise in längst vergangene Zeiten. Und wie wir heute erfahren haben, kann man dabei manchmal auch auf den Spuren der Dinosaurier und anderen urzeitlichen Wesen wandeln.
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