«Bohrresultate entsprechen den Erwartungen»
«Die Suche nach dem Tiefenlager ist eine nationale Aufgabe, ein Projekt, das die gesamte Gesellschaft betrifft. Wir wollen laufend über die Resultate informieren», erklärte Nagra-Mediensprecher Patrick Studer im Besucherpavillon beim Bülacher Bohrplatz den anwesenden Medienschaffenden. Man wolle nicht warten, bis man jedes Detail geklärt habe, sondern schon jetzt die ersten Erkenntnisse kommunizieren.
Philip Senn, Geologe und Nagra-Programmkoordinator zog ein erstes positives Fazit: «Wir sind mit der Bohrung gut vorangekommen. In rund sieben Monaten haben wir bis in eine Tiefe von 1370 Metern gebohrt und konnten durchwegs gute Gesteinsproben gewinnen.» Die Proben würden nun in verschiedenen Labors ausgewertet. Erste Resultate lägen bereits vor – diese entsprächen den Erwartungen. «So wie es aussieht, ist der Opalinuston, in dem das Tiefenlager dereinst gebaut wird, bei Bülach über 100 Meter dick», so Senn. Die Zusammensetzung und die Dichtigkeit des Opalinustons seien vergleichbar mit den Proben aus früheren Bohrungen in der Nordschweiz. Insgesamt zeigte sich Senn zufrieden mit dieser ersten Tiefbohrung: «Die Resultate bestätigen, dass sich die Region Nördlich Lägern für ein geologisches Tiefenlagers eignet. Die Ergebnisse werden nun in Eglisau mit einer weiteren Bohrung im Standortgebiet Nördlich Lägern überprüft und ergänzt.»
Nebst den ersten wissenschaftlichen Resultaten wurde auch die Zusammenarbeit mit der Region thematisiert. Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde, den Anwohnern sowie der Bevölkerung der Region sei aus der Sicht der Nagra gut verlaufen. Das Interesse der Bevölkerung an der Bohrung war grösser als erwartet: «Gegen 2000 Personen haben uns bei Bohrplatzführungen über die Schulter geschaut», so Senn. Seit Bohrstart betreibt die Nagra eine Hotline, die rund um die Uhr in Betrieb ist. «Wir haben Dutzende Anrufe gekriegt. Fast alle erkundigten sich nach Bohrplatzführungen. Es gab eine einzige Beschwerde: Ein defekter Motor verursachte störende Geräusche. Der Motor wurde umgehend ersetzt und das Problem damit behoben.»
Mit den Tiefbohrungen will die Nagra herausfinden, welche der drei Regionen Jura Ost, Nördlich Lägern und Zürich Nordost am besten für den Bau eines geologischen Tiefenlagers geeignet ist. Die Standortsuche wird vom Bund geleitet. Aussagen darüber, welche Region am besten geeignet ist, sind noch nicht möglich: «Wir müssen erst in allen drei Regionen bohren. Erst dann lassen sich die Regionen untereinander vergleichen», erklärte Markus Fritschi von der Nagra-Geschäftsleitung. Die erste Bohrung in Zürich Nordost startete im August, im Gebiet Jura Ost wird ab 2020 gebohrt. Das Bohrgerät von Bülach wird ab Anfang des nächsten Jahres in Marthalen (Zürich Nordost) eingesetzt.
Die Nagra hat insgesamt 23 Gesuche für Tiefbohrungen in den Standortregionen Jura Ost, Nördlich Lägern und Zürich Nordost eingereicht. Bisher liegen zwölf rechtskräftige Bewilligungen vor. Wie viele Bohrungen tatsächlich durchgeführt werden müssen, um das geologische Gesamtbild zu vervollständigen, hängt von den Ergebnissen ab. Es ist nicht geplant, alle 23 Bohrungen durchzuführen.
«2022 sollten wir dann aufgrund der gesammelten Daten entscheiden können, für welche Region wir ein Rahmenbewilligungsgesuch ausarbeiten, sprich, welches die geeignetste Region ist», schloss Fritschi.
Die Nagra hat eine Hotline für Fragen und Anliegen von Anwohnern und anderen Interessierten eingerichtet. Die Hotline ist gratis und 24/7 in Betrieb (0800 437 333). Bei den Bohrplätzen gibt es einen Besucherpavillon und öffentliche Besuchstage.