Arbeitsbericht NAB 18-11

Die Passwang-Formation im östlichen Falten- und Tafeljura

Zusammenfassung

Der Fokus der vorliegenden Arbeit liegt auf der Passwang-Formation im Untersuchungsgebiet zwischen Staffelegg, Frick und Böttstein. Die Passwang-Formation überlagert den Opalinuston, das potenzielle Wirtgestein für die geologische Tiefenlagerung von radioaktivem Abfall in der Schweiz. Das Untersuchungsgebiet beinhaltet das Standortgebiet Jura Ost. Die Profile Wasser­flue, Thalheim, Frickberg, Cheisacher, Böttstein mit den Bohrungen Riniken und Bözberg SB2/13 rahmen dieses Stand­ort­gebiet ein. Die Profile wurden nach sedimentologischen und biostratigraphischen Aspekten (Ammo­niten und Palynomorphe) untersucht. Dies erbrachte essenzielle Informationen hinsicht­lich des Verständnisses der zeitlichen Entwicklung des Ablagerungsraums. Zusätzlich werden aber auch Beobachtungen, Analysen und Erkenntnisse aus den angrenzenden Gebieten (Fasis­wald, Unterer Hauenstein, Tegerfelden und Acheberg bei Klingnau) miteinbezogen. Dies ermöglicht es, den Aargauer Jura faziell mit den angrenzenden Regionen zu verbinden und mit dem westlich gelege­nen Kerngebiet der Passwang-Formation sowie dem schwäbischen Fazies­bereich Richtung Nord­osten zu korrelieren.

Die detaillierte, sedimentologische und biostratigraphische Untersuchung der Passwang-Forma­tion im östlichen Falten- und Tafeljura kann in drei Detailstudien gegliedert werden. Die erste behandelt die südliche Jurakette von Hägendorf bis Brugg, die zweite die nördliche Jurakette von Frick über Böttstein bis Riniken und die dritte erlaubt den Blick über die Aare Richtung Osten nach Klingnau und Tegerfelden. Die gewonnenen Daten aus diesen drei Regionen resultieren einerseits in einer zeitlich hochaufgelösten stratigraphischen Gliede­rung der Passwang-Formation im Hangenden des Opalinustons. Andererseits konnten die Kennt­nisse der sedimentären Genese der Formation und deren Member für den Untersuchungs­raum deutlich verbessert werden.

Die detaillierte biostratigraphische Datierung mit Ammoniten und Palynomorphen, welche essenzielle Informationen hinsichtlich des Verständnisses der zeitlichen Entwicklung des Ablage­rungsraums brachten, haben aber auch neue Fragen bezüglich der formellen Gliederung der Pass­wang-Formation aufgeworfen. Die Abtrennung der «kondensierten Äquivalente des Hauenstein- und Hirnichopf-Members» vom liegenden Sissach-Member ist lithologisch nicht immer möglich und oft nicht sinnvoll. Wir schlagen deshalb hier eine neue informelle Gliederung vor, basierend auf lithostratigraphischen Kriterien. Diese gliedert die Passwang-Formation in sieben, im Feld unter­scheidbare Untereinheiten, die auch über grosse Strecken korrelierbar sind. Zwei dieser Unter­einheiten sollen hier speziell erwähnt werden. Erstens werden die «konden­sierten Äquivalente des Sissach-, Hauenstein- und Hirnichopf-Members» zu einer Einheit zusammen­gefasst. Zweitens werden die ehemaligen «Humphriesi-Schichten» in einer eigenen Ein­heit 5 ausgeschieden, welche aufgrund ihrer unterscheidbaren lithologischen Beschaffenheit ein vor­zügliches Orientierungsmittel in der mäch­tigen Wechsellagerung von Mergeln und sandigen Kalken des Aalénien-Bajocien darstellt. Die hier vorgestellte informelle Gliederung wird mit den neuen Erkenntnissen der anstehenden Tiefbohrkampagne überprüft werden.