Arbeitsbericht NAB 14-83
Konzepte der Standortuntersuchungen für SGT Etappe 3
Die Nagra hat für die weiteren Untersuchungen für Etappe 3 des Sachplanverfahrens geologische Tiefenlager (SGT) jeweils zwei geologische Standortgebiete für das geologische Tiefenlager für die schwach- und mittelaktiven Abfälle (SMA-Lager) und für das geologische Tiefenlager für die hochaktiven Abfälle (HAA-Lager) vorgeschlagen. Es handelt sich um die Standortgebiete Zürich Nordost und Jura Ost. In beiden Gebieten besteht auch das Potenzial, das SMA- und das HAA-Lager gleichzeitig am selben Standort anzuordnen und dort ein sogenanntes Kombilager zu erstellen.
Der vorliegende Bericht bildet die Planungsgrundlage für die weitere Untersuchung der vorge-schlagenen Standortgebiete für Etappe 3. Die Untersuchungen werden so geplant, dass in beiden Gebieten für die Lagerperimeter SMA und HAA – ihre Eignung vorausgesetzt – die Datengrundlage bis zum Rahmenbewilligungsgesuch vollständig erarbeitet werden kann. Im Rahmen der Standortuntersuchungen werden gleichzeitig die erforderlichen Daten für den Entscheid gesammelt, welche Standortgebiete für die Vorbereitung der Rahmenbewilligungsgesuche gewählt werden.
In den Kapiteln 1 bis 3 dieses Berichts werden zunächst die Rahmenannahmen vorgestellt, die wichtigsten Untersuchungsmittel beschrieben und die Grundsätze für ihre Anordnung in Bezug auf die einerseits zu schützenden und andererseits zu charakterisierenden Bereiche im Untergrund eingeführt.
Im Kapitel 4 werden die Untersuchungskonzepte für die vorgeschlagenen Standortgebiete Zürich Nordost und Jura Ost vorgestellt. Diese umfassen eine geologische Beschreibung, Untersuchungsziele sowie die zugeordneten Untersuchungsmethoden wie Bohrungen und 3D-Seismik und schliesslich Beschreibungen der Untersuchungsmittel (die einzelnen Sondierbohrungen, Seismikmessungen und sonstige Untersuchungen) mit ihren möglichen Lokationen.
Für die Festlegung der Bohrlokationen und der genauen Untersuchungsprogramme ist vorgesehen, mehr Sondiergesuche einzureichen, als später voraussichtlich Bohrungen abgeteuft werden. Zunächst werden in diesem Bericht Bohrlokationen grob als Bohrungsperimeter definiert, die relativ zu geologischen Elementen und den in Etappe 2 vorgeschlagenen Lagerperimetern lokalisiert sind. Unter Berücksichtigung der Bedingungen an der Oberfläche werden später die Bohrplätze in den Sondiergesuchen parzellengenau definiert. Um auf die neu gewonnenen Erkenntnisse im Verlauf der kommenden Standortuntersuchungen auf einfache Weise reagieren zu können, werden das detaillierte Untersuchungsprogramm und die Anzahl und Richtung der Bohrpfade für jeden Bohrplatz unter Berücksichtigung der jeweils neu gewonnene Erkenntnisse erst mit den durch die Aufsichtsbehörden freizugebenden Arbeitsprogrammen festgelegt.
Für das Standortgebiet Zürich Nordost ist zunächst eine Ergänzung der bestehenden 3D-Seismik über die bisher nicht oder noch nicht optimal abgedeckten Teile des Lagerperimeters für das SMA-Lager vorgesehen. Zur Charakterisierung der Lagerperimeter für das HAA- und SMA-Lager werden 7 Bohrungsperimeter für Tiefbohrungen im Standortgebiet angeordnet. Von diesen Bohrungsperimetern ist es nach heutiger Einschätzung ausreichend ca. vier Tiefbohrungen abzuteufen, um die Untersuchungsziele bis zum Rahmenbewilligungsgesuch zu erreichen (eine Bohrung im Standortgebiet Zürich Nordost liegt bereits vor). Wichtige Merkmale für die Untersuchung des Standortgebiets sind neben anderen Aspekten die glazial übertieften Rinnen, die Ausdehnung des kristallinen Grundgebirges unter dem Lagerperimeter für das SMA-Lager und die Faziesverteilung in den oberen Rahmengesteinen.
Für das Standortgebiet Jura Ost ist zunächst eine ausgedehnte 3D-Seismik vorgesehen. Zur Charakterisierung der vorgeschlagenen Lagerperimeter für das HAA- und das SMA-Lager werden 8 Bohrungsperimeter für Tiefbohrungen im Standortgebiet angeordnet. Von diesen Bohrungsperimetern ist es nach heutiger Einschätzung ausreichend ca. fünf Tiefbohrungen abzuteufen, um die Untersuchungsziele bis zum Rahmenbewilligungsgesuch zu erreichen. Wichtige Merkmale für die Untersuchung des Standortgebietes sind neben anderen Aspekten eine mögliche tektonische Beanspruchung des Wirtgesteins durch flache Überschiebungen, die Faziesverteilung in den Rahmengesteinen und die Tiefenlage im Hinblick auf Dekompaktion und Freilegungsszenarien.
Für beide Standortgebiete werden weitere Bohrungsperimeter für untiefe Bohrungen zur Erkundung des Quartärs und des Baugrunds in der Umgebung der Oberflächenanlage vorgeschlagen. Schliesslich werden für die beiden Standortgebiete jeweils weitere Untersuchungen an der Oberfläche (Kartierungen, geophysikalische Messungen, standortspezifische und regionale geowissenschaftliche Studien usw.) umrissen.
Kapitel 5 beschreibt beispielhaft ein mögliches Szenario für die Abfolge der Standortuntersuchungen in den vorgeschlagenen Standortgebieten.