Nagra startet zweite Tiefbohrung in Bözberg


Die Nagra beginnt heute mit der zweiten Tiefbohrung in der Gemeinde Bözberg. Die Bohrung soll das Bild des Untergrunds im Gebiet Jura Ost vervollständigen.

Die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle Nagra hat heute den zweiten Bohrplatz in der Gemeinde Bözberg in Betrieb genommen. Das Bohrgerät und die technische Ausstattung des Bohrplatzes wurden seit Mitte Juli im Gebiet Riedacker aufgebaut und sind nun einsatzbereit. Bis voraussichtlich Ende des Jahres soll hier bis in eine Tiefe von rund 800 Meter gebohrt werden. Die erste Tiefbohrung bei Ursprung läuft bereits seit Ende April und wird im Herbst abgeschlossen.

Für das Gebiet Riedacker mussten im Vorfeld besondere Vorkehrungen getroffen werden. «Die Wasserversorgung wurde ausgebaut. Diese Investition, an der sich die Nagra beteiligt hat, kommt auch den umliegenden Häusern zugute», erklärt Philipp Senn, stellvertretender Leiter Öffentlichkeitsarbeit bei der Nagra. Die Nagra trifft Massnahmen, um Emissionen wie Lärm, Verkehr und Licht zu minimieren. So wird beispielsweise der Lastwagenverkehr um Egenwil herum über eine Waldstrasse zum Bohrplatz geführt.

Mit den Tiefbohrungen untersucht die Nagra, wie das Gestein Opalinuston zusammengesetzt ist, wie dicht und wie dick es ist. Der Opalinuston ist das Tongestein, in dem das Tiefenlager dereinst gebaut werden soll. Die Tiefbohrungen in den potenziellen Standortregionen Jura Ost, Nördlich Lägern und Zürich Nordost vervollständigen das geologische Gesamtbild. Auf dieser wissenschaftlichen Grundlage wird der sicherste Standort für ein Tiefenlager bestimmt.

Die Nagra hat insgesamt 23 Gesuche für Tiefbohrungen eingereicht. Wie viele Bohrungen tatsächlich durchgeführt werden müssen, um das geologische Gesamtbild zu vervollständigen, hängt von den Ergebnissen ab. Es ist nicht geplant, alle 23 Bohrungen durchzuführen. Bereits abgeschlossen wurden die Bohrungen in Bülach, Trüllikon und Marthalen. Die Standortwahl erfolgt gemäss dem Sachplanverfahren geologische Tiefenlager und wird vom Bund geführt. Die Nagra hat eine Hotline für Fragen und Anliegen von Anwohnern und anderen Interessierten eingerichtet. Die Hotline ist gratis und 24/7 in Betrieb (0800 437 333). Bei jedem Bohrplatz gibt es einen Besucherpavillon und öffentliche Besuchstage.

Weitere Auskünfte: Patrick Studer, Leiter Medienstelle Nagra: 076 579 36 50, medien@nagra.ch

Gemäss Schweizer Kernenergiegesetz sind die Verursacher radioaktiver Abfälle für eine sichere Entsorgung verantwortlich. 1972 haben die Kernkraftwerk-Betreiber und der Bund dafür die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) gegründet. Sie hat ihren Sitz in Wettingen (AG). Die Nagra ist das technische Kompetenzzentrum der Schweiz für die Entsorgung radioaktiver Abfälle in geologischen Tiefenlagern.

130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter setzen sich täglich für diese wichtige Aufgabe ein – aus Verantwortung für den langfristigen Schutz von Mensch und Umwelt. Umfassende Forschungsprogramme in zwei Schweizer Felslabors und eine intensive internationale Zusammenarbeit sichern die Kompetenz.