Arbeitsbericht NAB 23-23

Schachtförderanlagen für geologische Tiefenlager

Zusammenfassung

Der vorliegende Bericht stellt einen frühzeitig veröffentlichten Referenzbericht für das Rahmen­bewilligungs­gesuch (RBG) eines geologischen Tiefenlagers dar und beschreibt Schacht­förder­anlagen.

Schachtförderung ist eine etablierte Technik, um Zugang zu untertägigen Anlagen zu haben. Lang­jährige Erfahrungen liegen vor allem in traditionellen Berg­bau­ländern wie Deutschland, Eng­land, USA, Kanada, Skandinavien und auch Südafrika vor. In sol­chen Ländern bestehen umfangreiche Gesetze, Verordnungen und Vorschriften für den siche­ren Bau und Betrieb von Schacht­förder­anlagen. In das technische Regelwerk fliessen fort­laufend Er­kennt­nisse aus Schadens­vorkomm­nissen sowie aus Wissenschaft und Technik ein. Die schweize­rische Unfall­versicherungs­anstalt (Suva) berücksichtigt diese lang­jährigen, inter­nationa­len Erfahrungen und Regelwerke für Schacht­förderanlagen in der Schweiz.

Die Konzepte für das geologische Tiefenlager der Schweiz sehen Lagerebenen bis ca. 900 m unter der Erdoberfläche vor, die durch bis zu drei Vertikalschächte als Zugangsbauwerke erschlossen werden. Im Zugangsschacht sind eine Güter­förder­anlage mit einem Gross­förder­korb und eine separate Personen­förderanlage ge­plant. Im Betriebsschacht sind drei Förderanlagen vor­gesehen: ein Gross­förder­korb, ein Personen­förderkorb sowie zusätzlich eine Gefäss­förderanlage für Aus­bruch­material. Im zweiten Neben­zugang, dem Lüftungsschacht, be­findet sich keine fest in­stallier­te Schacht­förder­anlage. In speziellen Situatio­nen, z. B. bei einer all­fälligen Evakuierung der unter­tägigen An­la­gen, kann dieser Lüftungsschacht mit einer mobilen Förder­anlage befahren werden. Diese kann bei Bedarf auch in den ande­ren beiden Schächten zum Einsatz kommen.

Schachtförderung ist auch in Tiefenlagerprojekten anderer Länder vorgesehen und gilt als an­erkann­ter Stand der Technik. Nicht immer wird ausschliesslich auf Schachtförderung gesetzt: Eini­ge Länder sehen nebst Schächten auch Tunnel oder Schrägschächte für den Zugang nach Unter­tag vor.

Ein Lastabsturz als schlimmster denkbarer Unfall bei der Schachtförderung kann durch Ein­haltung der Vorschriften und des Regel­werks zuverlässig ver­hindert werden. Die sorgfältige und redun­dante Auslegung sicherheitskritischer Komponenten wie der Seile leistet hierbei einen wichti­gen Beitrag. Die in diesem Bericht dargestellten beispielhaften Zweiseil-Trommel­förder­maschinen können, wie auch Treibscheibenanlagen, so ausgelegt, gebaut und betrieben wer­den, dass sie die Anforderungen eines geo­logi­schen Tie­fen­lagers erfüllen.

Insgesamt können Schächte mit Schachtförderanlagen als bestens geeignete und sichere Zugangs­möglich­keit zu einem geo­logischen Tiefenlager betrachtet werden. Bei richtiger Planung und verantwortungs­bewuss­tem Umgang gewährleisten sie einen sicheren und zuverlässigen Betrieb eines geologischen Tiefenlagers.