Bunkerbrechende Bomben und Tiefenlager: Was passiert?


Die GBU-57, die bunkerbrechende Bombe der USA, kam zum Einsatz. Könnte eine solche Bombe das Tiefenlager gefährden? Ein Gedankenspiel.

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Weltweit gibt es verschiedene unterirdische Atomanlagen. Sie gelten als besonders sicher und gut geschützt vor Angriffen. Nun haben die USA am Wochenende die iranische Atomanlage bei Fordo angegriffen und gemäss eigenen Angaben zerstört. In Fordo reichert der Iran in einer Tiefe von 80 bis 90 Metern unter dem Berg Uran an. Beim US-Angriff kam unter anderem die bunkerbrechende Bombe GBU-57 zum Einsatz. Sie wurde speziell dafür entwickelt, tief vergrabene und stark befestigte Ziele zu zerstören.

Uns interessiert die Frage: Könnte man mit solchen Bomben theoretisch auch das Schweizer Tiefenlager gefährden?

So funktioniert die US-Bombe 

Die GBU-57 wird in mehreren tausend Metern Höhe abgeworfen. Die Bombe fällt mehr oder weniger senkrecht Richtung Boden – ihr Ziel findet sie mittels GPS-Leitsystem. Aufgrund ihres hohen Gewichts von rund 14 Tonnen und der hohen Geschwindigkeit beim Aufprall dringt sie tief in den Boden ein –je nach Beschaffenheit bis zu 60 Metern. Ein Verzögerungszünder lässt die Bombe erst tief im Untergrund explodieren.  

Testabwurf einer GBU-57.

Eine potenzielle Gefahr für das Tiefenlager? 

Die kurze Antwort lautet: Nein. Abgesehen davon, dass sich kaum ein realistisches Szenario ausdenken lässt, in dem ein Angriff auf ein Tiefenlager für einen Angreifer militärisch Sinn ergeben würde: Das geplante Tiefenlager soll in rund 800 Metern Tiefe errichtet werden. Teils harte Gesteinsschichten liegen über dem eher weichen Opalinuston, in welchem das Lager gebaut werden soll. Selbst sehr viele bunkerbrechende Bomben könnten nicht in diese Tiefe vordringen. Das gilt zumindest für den Fall eines bereits verschlossenen Tiefenlagers. In diesem Zustand sind nämlich alle Zugänge zum Lager verfüllt.  

Sind die Schächte hinunter ins Lager noch offen, könnten auch normale Bomben die Zugänge ganz oder teilweise zerstören. Für den allergrössten Teil des radioaktiven Abfalls bestünde aber auch dann keine Gefahr: Er wird nicht direkt bei den Zugängen, sondern in weit verzweigten Stollen eingelagert. Die Lagerstollen werden zudem laufend verfüllt, sobald sie mit Abfall bestückt worden sind.  

So könnte das Tiefenlager aussehen

Titelbild durch KI generiert / Shutterstock.com

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