Die vielfältigen Gesteine der Schweiz


In der Schweiz gibt es magmatische Gesteine, Sedimentgesteine und metamorphe Gesteine. Sie sind über einen Kreislauf eng miteinander verbunden.

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Gesteine entstehen in einem ständigen Kreislauf, werden umgewandelt und zerfallen wieder. Drei Gesteinstypen sind Teil des Kreislaufs: magmatische Gesteine, metamorphe Gesteine sowie Sedimentgesteine. Sie alle bestehen im Wesentlichen aus mineralischen Komponenten – dazu zählen auch natürliche Gläser. Sie können zudem ursprünglich organisches Material wie Reste von Tieren oder Pflanzenbestandteile enthalten. In den nachfolgenden Kapiteln erfahren Sie mehr zu den Gesteinen der Schweiz.

Einfach erklärt: Gesteinskreislauf in 3 Minuten

Geologische Zeiträume vs. radioaktive Abfälle


Beim Gesteinskreislauf geht man von einem geologischen Zeitraum von einigen hundert Millionen Jahren aus. Ein Bruchteil davon beträgt der Zeitraum, der für das Entsorgen der radioaktiven Abfälle relevant ist: Sicherheitsanalysen für ein geologisches Tiefenlager für hochaktive Abfälle müssen «nur» für einen Zeitraum von einer Million Jahre gemacht werden. In diesem Zeitraum müssen die Abfälle – zum Schutz von Mensch und Umwelt – in stabilen Gesteinsschichten im Untergrund eingeschlossen werden.

Damit die Nagra die Abfälle sicher in der Tiefe lagern kann, braucht sie fundierte Kenntnisse der dazu geeigneten Gesteine und deren Eigenschaften. In der Schweiz eignet sich das Tongestein Opalinuston für ein Tiefenlager. Er wurde gründlich erforscht. Mehr zum Opalinuston und zu weiteren Gesteinen erfahren Sie auf einer Führung durch die Schweizer Felslabore.

Kreislauf der Gesteine


(Bild links zur vollständigen Darstellung anklicken)

Die Gesteine innerhalb der obersten 30 bis 60 Kilometer der Erde, der Erdkruste, befinden sich in einem ständigen Kreislauf.

Die Bewegungen im Gesteinskreislauf sind meistens so langsam, dass wir sie nicht wahrnehmen. Es bilden sich Gebirge, deren Gesteine an der Erdoberfläche verwittern. Die Gebirge werden durch Erosion abgetragen, der Schutt durch Flüsse weggetragen und später wieder abgelagert. Aus dem abgelagerten Schutt entstehen Sedimentgesteine.

Alle Gesteine können in grosse Tiefen gelangen, wo sie zu metamorphen Gesteinen umgewandelt oder aufgeschmolzen werden. Die Gesteinsschmelze, das Magma, erstarrt in der Tiefe oder an der Erdoberfläche zu magmatischen Gesteinen. Der Kreislauf beginnt von neuem.

 

1. Magmatische Gesteine

Wenn Magma in der Erdkruste abkühlt, erstarrt es zu Tiefengesteinen wie Granit. Tritt die Schmelze an der Erdoberfläche aus Vulkanen aus, wird sie als Lava bezeichnet. Diese erstarren zu vulkanischen Gesteinen, zum Beispiel Basalt. Es gibt aber auch Magma, das aus der Tiefe in schmalen «Gängen» und Gesteinsspalten aufsteigt. Erreicht es nicht die Erdoberfläche, bleibt also beim Aufstieg stecken und erstarrt, so bilden sich Ganggesteine wie Aplit und Lamprophyr.

Es folgen Beispiele für magmatische Gesteine in der Schweiz:

im Bild: Habkern-Granit, Habkern (BE)

Tiefengestein Granit


Vorkommen:
Alpen, kristalliner Sockel unter Mittelland und Jura

Entstehung:
Langsame Abkühlung von Magma in der Tiefe, deshalb grosse miteinander verzahnte Kristalle

Hauptminerale:
Feldspat, Quarz, Glimmer

Aussehen:
Hell, gesprenkelt, massig

Eigenschaften:
Körnig, sehr hart. Mancherorts viele Klüfte und Gänge

Verwendung:
Boden- und Fassadenplatten, Blöcke für Strassen- und Wasserbau, Grabsteine

Im Bild: Metamorpher Basalt von der Alp Flix (GR)

Vulkanisches Gestein Basalt


Vorkommen:
Weltweit häufig, in der Schweiz metamorph

Entstehung:
Schnelle Abkühlung von Lava an der Erdoberfläche, deshalb nicht vollständig auskristallisiert

Hauptminerale:
Pyroxen, Hornblende, Olivin, Feldspat

Aussehen:
Dunkelgrau bis schwarz, massig

Eigenschaften:
Scharfkantig, spröd, verwitterungsbeständig

Verwendung:
Glaswolleproduktion, Kopfsteinpflaster

Im Bild: Aplitgang (hell) im Gneis (dunkel), Bergell (Italien)

Ganggestein Aplit und Lamprophyr


Vorkommen:
Magma erstarrt in Gesteinsspalten

Entstehung:
Schnelle Abkühlung von Lava an der Erdoberfläche, deshalb nicht vollständig auskristallisiert

Hauptminerale beim Aplit:
Quarz, Hellglimmer

Hauptminerale beim Lamprophyr:
Feldspat, Hornblende, Pyroxen, Dunkelglimmer

Aussehen Aplit:
Hell und recht feinkörnig

Aussehen Lamprophyr:
Dunkel und fein- bis mittelkörnig

Eigenschaften:
Hart, gut bearbeitbar

Verwendung in der Schweiz:
wenig genutzt

2. Sedimentgesteine

Im Bild: Das Wasserschloss der Schweiz im Kanton Aargau. Hier treffen Aare, Reuss und Limmat aufeinander. An dieser Stelle entstehen auch neue Sedimente. Die Flüsse transportieren Gebirgsschutt in die Ebenen und lagern ihn dort ab. Im Laufe der Zeit wird aus den losen Kiesablagerungen feste Nagelfluh.

Sedimentgesteine sind aus abgelagertem Material (zum Beispiel Abtragungsschutt von Gebirgen, Schlamm, Sand oder Salz) an Land oder im Wasser entstanden, das allmählich verfestigt wurde. Die ursprünglich losen Bestandteile werden also erst mit der Zeit zu Festgesteinen verkittet. Sedimentgesteine sind häufig geschichtet. Trümmergesteine wie Nagelfluh, Sandstein und Tonstein bestehen aus Abtragungsmaterial von Gebirgen. Kalksteine entstehen zumeist aus Schalen und anderen Hartteilen von Meerestieren. Chemisch gebildete Sedimentgesteine wie Gips und Steinsalz entstehen, wenn Meer- und Seewasser verdunstet.

Es folgen Beispiele für Sedimentgesteine in der Schweiz:

Im Bild: Nagelfluh, Gottschalkenberg (ZG). Nagelfluh wird wegen des Aussehens auch «Beton des lieben Gottes» genannt

Nagelfluh (Konglomerat)


Vorkommen:
Vor allem am Alpenrand

Entstehung:
In den Alpen zerfallen Gesteine durch Erosion zu Schutt. Solcher Schutt wurde während der Bildung der Alpen von Flüssen ins Alpenvorland transportiert und im Molassebecken abgelagert.

Zusammensetzung:
Gerölle aus verschiedenen Alpengesteinen (z. B. Granit, Kalkstein), verkittet und verfestigt, in feinkörniger Grundmasse

Eigenschaften:
Bildet in der Landschaft Rippen und Stufen

Im Bild: Glimmersandstein mit Kastanienblatt, Kreuzlingen (TG)

Sandstein


Vorkommen:
Mittelland und Alpen

Entstehung:
Ablagerung in Flussrinnen und im Meer

Zusammensetzung:
Überwiegend Quarzkörner und Gesteinsbruchstücke, meist kalkig zementiert

Aussehen:
Grau, seltener rot, grün und gelb, feinkörnig

Eigenschaften:
Gut bearbeitbar, oft wenig beständig

Verwendung:
Mauersteine, Fassadenplatten, Wegbelag, Steinmetzarbeiten

Im Bild: Molassemergel, Eriz bei Thun (BE)

Molassemergel


Vorkommen:
Mittelland und Alpenrand

Entstehung:
In Flussebenen und im Meer

Zusammensetzung:
Sehr feinkörniges Gemisch aus Calcit, Ton und weiteren Mineral- und Gesteinskörnchen

Aussehen:
Vielfarbig, geschichtet

Eigenschaften:
Meist dicht, nach Verwitterung an Erdoberfläche weich

Verwendung:
Ziegeleiprodukte

Im Bild: Opalinuston aus dem Felslabor Mont Terri (JU)

Tonstein


Vorkommen:
Jura und nördliche Teile der Schweiz und Alpen

Entstehung:
Ablagerung im Meer

Zusammensetzung:
Tonminerale, Quarz, wenig Calcit

Aussehen:
verschiedenfarbig, oft geschichtet

Eigenschaften:
Weich, dicht. Tonminerale quellen bei Wasserzutritt

Verwendung:
Dichtungston für Deponien und Staudämme, Tonziegel- und Zementherstellung

Im Bild: Öhrlikalk, Öhrlisattel (AI)

Kalkstein


Vorkommen:
Jura und Alpen

Entstehung:
Ablagerung von Organismen-Hartteilen am Meeresboden

Zusammensetzung:
Vor allem Calcit

Aussehen:
Meist hell- bis blaugrau, feinkörnig

Eigenschaften:
Gut zu bearbeiten

Verwendung:
Bodenplatten, Mauersteine, Zementherstellung, Kalkputze

Im Bild: Anhydrit zwischen Tonschiefer (unten) und Gips (oben), Simplontunnel (VS)

Anhydrit und Gips


Vorkommen:
Tafel- und Faltenjura, Alpen

Entstehung:
Fällung aus Meerwasser durch Verdunstung

Hauptminerale:
Gips und Anhydrit. Gips enthält gebundenes Wasser, Anhydrit ist wasserfrei

Aussehen:
Weiss bis dunkelgrau, grobkörnig, gebändert

Eigenschaften:
Weich

Verwendung:
Im Baugewerbe als Gipsputze, Spezialgipse, Gipskartonplatten, für die Zement- und Porenbetonherstellung, Modell- und Formengips. Herstellung von Schwefelsäure.

3. Metamorphe Gesteine

Im Bild: Metamorphe Gesteinsstrukturen im Felslabor Grimsel. 

Im Untergrund verwandeln Druck- und Temperaturerhöhung alle Arten von Gesteinen zu metamorphen Gesteinen. Dabei wird die Struktur oder die Zusammensetzung verändert. Es können neue Minerale entstehen, die als Folge des Drucks in eine bevorzugte Richtung wachsen, das heisst senkrecht zur grössten Druckkomponente.

Es folgen Beispiele für metamorphe Gesteine in der Schweiz:

Im Bild: Gneis, Zentralalpen

Gneis


Vorkommen:
Alpen, kristalliner Sockel unter Mittelland und Jura

Entstehung:
Durch Druck- und Temperaturerhöhung verändertes Gestein. Entstanden zum Beispiel aus Granit

Hauptminerale:
Feldspat, Quarz, Glimmer

Aussehen:
Hell gesprenkelt, dicklagig bis flaserig durch ausgerichtete Minerale

Eigenschaften:
Verwitterungsbeständig, spaltbar. Kann stark geklüftet und von Gängen durchzogen sein

Verwendung:
Randsteine, Mauersteine, Boden- und Fassadenplatten, Hausbedachungen

Im Bild: Hornblende-Garbenschiefer, Val Tremola (TI)

Schiefer


Vorkommen:
Alpen, kristalliner Sockel unter Mittelland und Jura

Entstehung:
Metamorphose von tonreichen Ausgangsgesteinen

Hauptminerale:
Vor allem Glimmer, dazu verschiedene weitere Minerale

Aussehen:
Glänzend, dunkel, dünnlagig durch ausgerichtete Minerale

Eigenschaften:
Leicht spaltbar entlang glatter Spaltflächen

Verwendung:
Boden- und Fassadenplatten, Hausbedachungen

Im Bild: Marmor, Zentralalpen

Marmor


Vorkommen:
Alpen

Entstehung:
Umwandlung (Metamorphose) von Kalk- und Dolomitstein

Hauptminerale:
Calcit (Kalkmarmor), Dolomit (Dolomitmarmor)

Aussehen:
Körnig, hell, teils gebändert

Eigenschaften:
Gut bearbeitbar

Verwendung:
Fassaden- und Bodenplatten, Fliesen, Skulpturen

Bilder der einzelnen Gesteine mit Ausnahme des Öhrlikalks: Erdwissenschaftliche Sammlungen der ETH Zürich / Urs Gerber

Bild des Öhrlikalks: Sammlung Urs Oberli, St. Gallen

Weitere Informationen
Taschenbuch «Stein»
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Themenheft «Erosion»
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