Technischer Bericht NTB 84-45

Seismotektonik Nordschweiz

Der Vergleich der Herdmechanismen mit den lokalen neotektonischen Strukturen im Gebiet der Nordschweiz lässt in vielen Fällen eine gute Übereinstimmung zwischen seismologischem Befund und geologischer Beobachtung erkennen. Orientierung und Verschiebungssinn der Knotenebenen im Herd entsprechen oft sehr genau der Orientierung und dem Typus der im betreffenden Gebiet beobachteten Bruchsysteme. Aus der Tiefenlage der Bebenherde kann geschlossen werden, dass gewisse dieser Bruchsysteme bis tief in den kristallinen Untergrund hineinreichen. Im Gebiet der Nordschweiz sind die P-Achsen generell NNW-SSE, die T-Achsen ENE-WSW orientiert. Herdmechanismen vom Horizontalverschiebungstypus werden am häufigsten beobachtet. Daraus ist zu schliessen, dass die grösste tektonische Druckspannung σ1 annähernd horizontal liegt und NNW-SSE orientiert ist. Die kleinste tektonische Druckspannung σ3 ist ENE-WSW orientiert. Im Felsuntergrund der Nordschweiz ist generell eine Tendenz zu NNW-SSE orientierter maximaler horizontaler Verkürzung und ENE-WSW orientierter maximaler horizontaler Extension zu erwarten. Das tektonische Spannungsfeld, welches die heutige Seismizität im Gebiet der Nordschweiz verursacht, ist in seiner Orientierung sehr ähnlich dem Spannungsfeld, welches im Laufe der letzten 5 – 8 Millionen Jahre die neotektonischen Strukturen erzeugte.