Heute beginnt die Vernehmlassung Etappe 2


Zum heutigem Start der Vernehmlassung Etappe 2 des Sachplanverfahrens geologische Tiefenlager ein Kurzinterview mit Piet Zuidema

Über Jahrzehnte hat Dr. Piet Zuidema die technisch-wissenschaftliche Arbeit der Nagra, das Entsorgungsprogramm, die Lagerkonzepte und die laufenden Arbeiten im Rahmen der Standortsuche geprägt. Ende Jahr geht er in den Ruhestand. Er wird der Nagra aber in Zukunft beratend zur Verfügung stehen. Anlässlich der öffentlichen Vernehmlassung zu Etappe 2 des Sachplanverfahrens geologische Tiefenlager, die heute vom Bundesrat gestartet wurde (siehe dazu auch die Medienmitteilung des Bundesamtes für Energie), haben wir ein kurzes Interview mit Dr. Piet Zuidema geführt.

Herr Zuidema, sind Sie kurz vor Ende Ihres beruflichen Wirkens zufrieden damit, wo die Entsorgung der radioaktiven Abfälle heute steht?

Ja, die Entsorgung ist eine wichtige, nationale Aufgabe und mit dem Beginn der heutigen Vernehmlassung machen wir einen weiteren Schritt nach vorne. Zurückblickend muss ich aber eingestehen, dass wir damals, als ich bei der Nagra anfing, nicht dachten, dass es so lange dauern würde.

Weshalb hat alles so lange gedauert?

Ein sehr wichtiges, aber auch zeitaufwendiges Projekt war der Entsorgungsnachweis für die hochaktiven Abfälle, der 2006 vom Bundesrat anerkannt wurde und die technisch-wissenschaftliche Basis für die jetzt laufende Standortwahl legte. Das vom Bundesrat 2008 genehmigte Konzept des Sachplans geologische Tiefenlager gibt der Schweiz ein Verfahren zur Standortsuche, das zwar sehr aufwendig ist und viel Zeit braucht, aber in der Schweiz anerkannt ist und international einen sehr guten Ruf hat. Wir haben eine klare Rollenverteilung zwischen dem Bundesamt für Energie (BFE) als federführender Behörde, dem Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI), weiteren Kommissionen, Bundesstellen und anderen Akteuren sowie der Nagra als Projektant. In diesem Verfahren sorgen alle dafür, dass die Kriterien und Vorgaben des Bundes wissenschaftsbasiert und sicherheitsorientiert umgesetzt werden. Mit dem Sachplan ist es meines Erachtens auch gelungen, einen gesellschaftlichen und politisch gestützten Konsens zu schaffen, dass wir in absehbarer Zeit eine Lösung für die Abfälle brauchen, die ja bereits vorhanden sind.

Glauben Sie, dass der Sachplan geologische Tiefenlager das richtige Instrument für die Standortwahl für geologische Tiefenlager ist?

Ja, da bin ich mir sicher. Das Sachplanverfahren hat es erlaubt, ausgehend von einer weissen Karte Schweiz – das heisst, es wird am Anfang nichts ausgeschlossen – in den ersten zwei Etappen mögliche Standorte zu identifizieren und dann in einem Quervergleich aus Sicht der Sicherheit einzuengen. Dies erlaubt es, in der jetzt anstehenden letzten Etappe zwischen Standorten auszuwählen, die alle gute sicherheitstechnische Eigenschaften haben. Mit umfangreichen Untersuchungen sollen gezielt die Unterschiede zwischen den Standorten aufgezeigt und dann die am besten geeigneten Standorte für die Realisierung der geologischen Tiefenlager ausgewählt werden. Auch im gesellschaftlichen Bereich war es möglich, durch Zusammenarbeit und Dialog in den Standortregionen, aber auch durch Information in der ganzen Schweiz Verständnis für unsere Aufgabe zu schaffen. Heute gibt es kaum noch jemand, der die Notwendigkeit der Entsorgung nicht sieht. In der Bevölkerung ist deutlich angekommen, dass die Abfälle vorhanden sind und wir eine Lösung brauchen. Die sichere Entsorgung muss in die Hand genommen werden und darf nicht aufgeschoben werden.

Ab heute beginnt die Vernehmlassung Etappe 2 des Sachplanverfahrens. Was bedeutet dieser Meilenstein für Sie persönlich?

Die Langzeitsicherheit eines geologischen Tiefenlagers ist vor allem von der Geologie, aber auch von weiteren Barrieren abhängig. Der in Etappe 2 massgebende, sicherheitstechnische Vergleich war eine technisch-wissenschaftliche Aufgabe, bei der wir auf vielen Gebieten die neusten Erkenntnisse zusammenzutragen hatten. Dies hat zu einer intensiven Zusammenarbeit mit vielen Wissenschaftlern in der Schweiz und im Ausland geführt. Ein wichtiger Bereich war auch die Festlegung der Standortareale für die Oberflächenanlage. Dazu haben wir sehr intensiv und konstruktiv mit den Regionalkonferenzen, den Gemeinden und Kantonen zusammengearbeitet. Die Etappe 2 war eine sehr spannende, aber auch anspruchsvolle Zeit.