Ende Jahr wird Bilanz gezogen. Man blickt zurück, man schaut voraus. Ein Jahr endet, ein neues beginnt. In Eglisau war es mehr als das. Es war ein Übertritt in eine neue Phase. Aus Planung wird Realität und aus Theorie wird Praxis.
Die Stimmung in der Mehrzweckhalle: Viel Neues, Aufbruch, aber auch Gelassenheit. Die Mitglieder der Regionalkonferenz beschäftigen sich schon lange mit dem Tiefenlager. Sie wissen mitunter am besten, was nun auf die Region Nördlich Lägern zukommt. Nicht wenige, die sich zur Wahl respektive Wiederwahl der Versammlung präsentierten, sind Gründungsmitglieder und sie gaben sich nun, da es konkret wird, motivierter denn je.
Eine Nummer grösser
Motiviert war 11 Jahre lang auch Hanspeter Lienhart, umsichtiger Präsident der ersten Stunde. Wie schon länger angekündigt, gab er sein Amt ab. Oder besser gesagt: Er nahm den Hut. Passend zu seinem Markenzeichen wurde ihm als Abschiedsgeschenk eine schmucke Kopfbedeckung überreicht. «Ich bin auch heute mit Hut gekommen, jetzt gehe ich halt mit zwei», scherzte Lienhart.
Seine Aufgaben werden fortan aufgeteilt. Reto Grossmann, Gemeinderat von Stadel und Christopher Müller aus Niederweningen stellten sich als Kandidaten für ein Co-Präsidium auf. Weitere Kandidatinnen oder Kandidaten gab es keine. Alle 96 Stimmberechtigten schenkten Grossmann und Müller das Vertrauen. Sie wollen «Kontinuität und Pragmatismus» in die Regionalkonferenz bringen, sagten die beiden in ihrer Dankesrede. «Wir kommen mit unterschiedlichen Perspektiven. Reto ist der lokal Betroffene, ich komme mit dem Blick aus der Region», sagte Müller und formulierte das Ziel «grössere Sichtbarkeit in der Schweiz und auch international».
Aus eins mach zwei: Die Entwicklung im Präsidium steht stellvertretend für diejenige der gesamten Regionalkonferenz. Wenigen Austritten stehen viele Neueintritte gegenüber. Das Projekt wird eine Nummer grösser und die Menschen sind ganz offensichtlich motiviert, mitzugestalten.
Entschädigungen halbieren?
Die Geschäftsstelle der Regionalkonferenz wird konsequenterweise von Eglisau nach Stadel verlegt. Zu reden gab in den Gängen ein vor der Versammlung zurückgezogener Antrag des Vereins «Nördlich Lägern ohne Tiefenlager» (LoTi). Dieser sah vor, die Entschädigungen des Vorstands und der Mitglieder zu halbieren. Zurückgezogen habe man den Antrag, «weil heute nicht der richtige Moment ist, darüber zu diskutieren», teilte LoTi-Vertreter Werner Ebnöther der Versammlung mit. Er bat jedoch den Vorstand, sich dem Thema anzunehmen. Diese Diskussion dürfte die Versammlung noch erreichen.
Marcel Baldinger stellte im weiteren Verlauf die Optimierungsvorschläge der Fachgruppe Oberflächeninfrastruktur vor. Darunter beispielsweise die Idee eines Erdwalls als Sichtschutz für die Anlage.
«Erinnern Sie sich daran, dass wir eine Region sind. Ich warne davor, partikulare Interessen zu verfolgen.»
Hanspeter Lienhart, abtretender Präsident der Regionalkonferenz Nördlich Lägern
Wieviel Fachwissen sich die Regionalkonferenz angeeignet hat, zeigte sich in den Plenumsdiskussionen. Fragen aus der Versammlung wurden praktisch ausnahmslos von anderen Mitgliedern der Regionalkonferenz beantwortet. Den anwesenden Experten von BFE, ENSI und Nagra blieb dadurch, von ihren Fachreferaten abgesehen, eine Nebenrolle.
Das Schlusswort gehörte standesgemäss dem abtretenden Präsidenten. Dabei sprach Hanspeter Lienhart viele Dankesworte aus. Zum Abschluss erlaubte er sich eine Bemerkung zum Thema Abgeltungsverhandlungen: «Erinnern Sie sich daran, dass wir eine Region sind. Ich warne davor, partikulare Interessen zu verfolgen.»
Tobender Applaus in der Mehrzweckhalle Eglisau.
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