Arbeitsbericht NAB 21-14
Konzept erdwissenschaftliche Untersuchungen untertag (EUU)
1 Einleitung
Das vom Bundesrat verabschiedete Konzept Sachplan geologische Tiefenlager SGT (BFE 2008) legt das Vorgehen für die Wahl von Standorten für die geologischen Tiefenlager (Kombilager oder SMA- und HAA-Lager) fest. Das Verfahren umfasst drei Etappen, wobei Etappen 1 und 2 abgeschlossen sind. Als Abschluss von SGT Etappe 2 hat der Bundesrat Ende 2018 der Fokussierung auf Opalinuston (OPA) als Wirtgestein für alle Lagertypen zugestimmt und entschieden, dass die geologischen Standortgebiete Jura Ost, Nördlich Lägern, Zürich Nordost in der dritten Etappe weiter untersucht werden sollen.
Im Hinblick auf das Rahmenbewilligungsgesuch hat die Nagra als wesentliche Felduntersuchungen 3D-Seismikmessungen, Tiefbohrungen und Quartäruntersuchungen in den drei verbleibenden Gebieten durchgeführt. Die Tiefbohrungen dienen insbesondere der Eichung der 3D-Seismik (v.a. Tiefenlage und Mächtigkeit der Wirt- und Rahmengesteine) sowie der Erfassung der relevanten Gesteinseigenschaften und Zustandsparameter. Untersuchungen quartärer Lockergesteine liefern Beiträge zur Langzeitentwicklung der geologischen Standortgebiete. Die laufende Auswertung und Integration der Felduntersuchungen bildet zusammen mit erdwissenschaftlichen Systemanalysen und weiteren Studien zum Prozessverständnis die Basis für den sicherheitstechnischen Vergleich der Standortgebiete und die Begründung der Standortwahl. Die heute vorliegenden Ergebnisse bestätigen die Eignung aller Standortgebiete für den Bau eines Tiefenlagers mit einem ausreichenden Platzangebot für ein Kombilager oder zwei Einzellager.
Gestützt auf vertiefte erdwissenschaftliche Untersuchungen in den verbleibenden geologischen Standortgebieten und auf weitere Erkenntnisse wird die Nagra 2022 die Auswahl der Standorte für die Vorbereitung der Rahmenbewilligungsgesuche gemäss Konzept Sachplan geologische Tiefenlager (BFE 2008) bekannt geben. Nach der Ankündigung wird die Nagra die erforderlichen Unterlagen für das RBG ausarbeiten kann. So erfolgt die Dokumentation der Standortwahl gemäss Vorgaben der Kernenergiegesetzgebung (Art. 62 KEV) und (ENSI 2018) als Bestandteil der Unterlagen zum Rahmenbewilligungsgesuch (RBG).
Nach Rechtsgültigkeit der Rahmenbewilligung (RB) für ein geologisches Tiefenlager (gTL) muss der Sicherheitsnachweis spezifisch für den gewählten Standort hinsichtlich nuklearen Baubewilligungsgesuchs (nBaBG) und später des nuklearen Betriebsbewilligungsgesuchs (nBeBG) stufengerecht weiter erhärtet werden. Wesentliche Beiträge hierzu liefern die geplanten erdwissenschaftliche Untersuchungen untertag (EUU).
Die EUU schliessen an die umfangreichen Untersuchungen im Rahmen des Sachplans an und dienen der untertägigen Überprüfung der Übertragbarkeit der standortunabhängig bzw. von der Oberfläche gewonnenen Erkenntnisse auf die in-situ-Bedingungen untertag am gewählten Standort. Die EUU stellen einen Bewilligungsschritt dar, um die Aussagen aus dem RBG zu bestätigen und im Hinblick auf den Bau und Betrieb des gTL entsprechende Grundlagen zu erarbeiten und Nachweise durchzuführen.
Anhand untertägiger Untersuchungen, Experimente und Demonstrationen werden weitergehende und ergänzende Erkenntnisse bezüglich der sicherheitsrelevanten Eigenschaften des Wirtgesteins sowie für den Bau und Betrieb des gTL gewonnen. Es werden die bautechnischen Verfahren und die Eignungskriterien im Hinblick auf den Erhalt der nuklearen Bau- und Betriebsbewilligung geprüft. Ein wesentlicher Meilenstein ist die standortspezifische Erhärtung des Sicherheitsnachweises und die Bestätigung der Übertragbarkeit der wissenschaftlichen Erkenntnisse des wissenschaftlichen Programms (z.B. im Felslabor Mont Terri) auf den gewählten Standort. Die Nagra kann dazu auf ein jahrzehntelanges Forschungs- und Erkundungsprogramm bezüglich der sicheren Tiefenlagerung radioaktiver Abfälle zurückblicken. Die in einem gTL ablaufenden Prozesse wurden in zahlreichen Experimenten und Untersuchungen im Wirtgestein Opalinuston (OPA) im Felslabor Mont Terri eingehend erforscht (Leupin et al. 2016)
Weiterhin dienen die EUU der Nachweisführung hinsichtlich der Funktionstüchtigkeit sicherheitsrelevanter Techniken und Einlagerungskonzepte, insbesondere zum Einbringen und Entfernen von Verfüllmaterial, zur Versiegelung von Kavernen und Stollen sowie zu einer allfälligen Rückholung von Abfallgebinden.