Arbeitsbericht NAB 12-34

Rezente vertikale Oberflächenbewegungen in der Nordschweiz und in Südwestdeutschland Kinematische Ausgleichung der Landesnivellementlinien CH/D

Das Bundesamt für Landestopografie (swisstopo) bestimmt seit ca. 1970 rezente Bewegungen der oberen Erdkruste mit Hilfe von wiederholten geodätischen Beobachtungen auf der Grundlage der Landesvermessung. Vorliegender technischer Bericht beinhaltet eine Analyse der Landesnivellement-Messungen in der Nordschweiz zusammen mit den umfangreichen Daten aus Südwestdeutschland. Ähnliche Studien mit Hilfe von sog. kinematischen Ausgleichungen von Präzisionsnivellement-Messungen nach der Methode der kleinsten Quadrate wurden bereits ab 1984 für die Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) wiederholt erstellt. Diese neue Arbeit hat sich aufgedrängt, da in der Schweiz und hauptsächlich in Deutschland seit 2006 umfangreiche Neumessungen vorliegen.

Für mehr als 7'000 Punkte (davon ca. 1‘200 Punkte in der Schweiz) konnte eine durchschnittliche Bewegung über einen Zeitraum von 15 - 100 Jahre bestimmt werden. Detaillierte geologische Beurteilungen an ca. 2‘600  Punkten zeigen aber, dass nur ca. 20 % für tektonische Interpretationen verwendet werden dürfen.

Gegenüber früheren Berechnungen [Gubler et al. 1984, Schlatter 1999 und Schlatter 2007b] zeigen sich keine wesentlichen Änderungen. Die Hebungen entlang dem Bodensee scheinen sich auch mit den neusten Messungen zu konsolidieren. Ebenso bestätigen sich rund um Schaffhausen (anstelle der früheren Senkungen) nun mehrheitlich Hebungstendenzen. In den mesozoischen Zonen nördlich des Faltenjuras dominieren klar die Senkungstendenzen. All diese Betrachtungen beziehen sich immer auf den (willkürlich) festgelegten Bewegungs-Nullpunkt in Laufenburg (Höhenfixpunkt im kristallinen Grundgebirge). Am Beispiel des Hauensteinpasses lässt sich der Übergang zwischen den geologisch-tektonischen Einheiten Tafel- und Faltenjura aufgrund der lokalen Änderungen der Hebungsraten deutlich nachweisen.