Arbeitsbericht NAB 12-32

Auftreten von Kohlenwasserstoffen in der Region des Jura-Südfusses (Abschnitt Aarwangen – Baden)

In der Schweiz werden seit weit über 100 Jahren immer wieder kleinere Vorkommen von Asphalt, Erdöl oder Erdgas gefunden. In der Vergangenheit wurde vor allem in der Westschweiz intensiver nach diesen Kohlenwasserstoffen (KW) exploriert und vereinzelt kommerziell genutzt (Leu 2008a). Die vorliegende Studie befasst sich ausschliesslich mit dem Auftreten von gasförmigen, flüssigen und gebundenen Kohlenwasserstoffen in der Region Jura-Südfuss zwischen Aarwangen und Baden. Vor fast 100 Jahren war diese Region zum ersten Mal im Fokus der Erdölexploration. Seither war das Schweizer Erdöl im Interesse diverser Explorationskampagnen. Etwa 80 Jahre später kam die kommerzielle Suche nach Erdöl faktisch zum Erliegen. Trotzdem wird in der genannten Region regelmässig Erdöl oder Erdgas bei der Erstellung von Untertagebauten oder Bohrungen gefunden. In Zusammenhang mit der geothermischen Wärmegewinnung und den damit verbundenen gestiegenen Bohraktivitäten hat das Wissen über die Lage und Verteilung der Kohlenwasserstoffe deutlich zugenommen. Vereinzelt ist es gelungen, angetroffene Erdöl- oder Erdgasvorkommen zu beproben und hinsichtlich der chemischen und isotopengeochemischen Zusammensetzung genauer zu analysieren.

Unerwartet angetroffene kleinere Vorkommen von Kohlenwasserstoffen wie Erdöl oder Erdgas können im Untertagebau oder bei Bohrungen zu Problemen führen. Häufig werden erhebliche Mehrkosten durch Baustopps und zeitliche Verzögerungen verursacht. Durch den plötzlichen Zutritt von explosionsgefährlichen oder giftigen Gasen bestehen zudem gesundheitliche Risiken für die Bautrupps vor Ort. So ist es beispielsweise bei der Erstellung des "Langeten-Hochwasserentlastungsstollens" (SW von Roggwil, Kt. Bern) zu einer Gasexplosion gekommen (Häberle & Steiger 1990), weil beim Durchfahren der Sedimente der Unteren Süsswassermolasse (USM) austretendes Methangas nicht rechtzeitig festgestellt wurde. Als unmittelbare Konsequenz wurde daraufhin den Fragen der Gassicherheit im Untertagebau besonderes Augenmerk gewidmet (Arbeitsgruppe Gasführung im Untergrund 2002).

Grössere KW-Vorkommen sind wirtschaftlich bedeutsame Bodenschätze. Für die chemische Industrie sind sie wichtige Grund- und Rohstoffe. Als Grundlage der modernen Mobilität sind sie zu Land, auf dem Wasser oder in der Luft nicht wegzudenken. Gleichzeitig ist die Schweiz zu 100 % von ausländischen Importen abhängig. Falls ein genügend grosses KW-Vorkommen in der Schweiz entdeckt werden sollte, so können daraus Nutzungskonflikte entstehen. Nach Leu (2008a) gehört der Bereich Biel – Solothurn – Oftringen zu den Schweizer Gebieten der Potenzialklasse-1 (von drei möglichen Klassen), d. h. es handelt sich um Gebiete, deren KW-Ressourcen in Zukunft wirtschaftlich bedeutsam sein können.

Ölsande bzw. kleinere Erdöl- und Erdgasvorkommen sind für den Bereich Mittelland und Faltenjura einschliesslich Jura-Südfuss seit Mitte des 19. Jahrhunderts bekannt. In dieser Region wurden bei verschiedenen Bohrungen bis in die jüngste Zeit grössere KW-Ansammlungen nachgewiesen (Wyss 2009, Sachs & Eberhard 2010). Die vorliegende Studie kompiliert die vorhandenen Daten zu den KW dieser Region (Jura-Südfuss zwischen Aarwangen und Baden) und versucht, anhand der geologischen und geochemischen Charakteristika eine Gruppierung und Regionalisierung der einzelnen KW-Vorkommen vorzunehmen.

Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung erfolgte eine Datenrecherche in eigenen und kantonalen Bohrarchiven. Parallel dazu wurde von den Bearbeitern der Studie eine umfassende Recherche der historischen und modernen Literatur durchgeführt. Sofern in den Literaturquellen vertrauenswürdige und genaue Angaben zu KW-Vorkommen gemacht wurden, so sind diese in der Auswertung berücksichtigt worden. Gegebenenfalls wurden ergänzende Begehungen und Beprobungen durchgeführt. Weiter wurden diverse geologische und naturwissenschaftliche Sammlungen konsultiert. Auch diese Daten und Fundpunkte wurden, soweit sie noch nicht in der KW-Datenbank enthalten waren, mit berücksichtigt.

Der neu erstellte Datensatz wurde in einen ersten tektonisch-stratigrafischen Zusammenhang gestellt. Hierbei waren KW-haltige Gesteinsschichten sowie deren Tiefenlage von besonderem Interesse. Die KW-Vorkommen wurden mit dem tektonischen Umfeld (Antiklinalstrukturen, Störungszonen) in Zusammenhang gebracht. Anhand der Vorarbeiten werden die lokalisierten KW-Vorkommen in einzelne Provinzen zusammengeführt.