Technischer Bericht NTB 89-11

Felslabor GrimselNeigungsmessungen zur Ermittlung neotektonischer Vorgänge

In den Jahren 1985 – 1989 wurden im Felslabor Grimsel an 6 Stationen Beobachtungen der Lotschwankungen mit Askania-Vertikalpendeln durchgeführt.

Der beobachtete Periodenbereich reichte von den Gezeiten der festen Erde (T ~ 12 h und 24 h) bis hin zu aperiodischen Bewegungen (T ~ ∞). Die Analyse der Gezeiten ergab unterschiedliche Amplitudenfaktoren und Phasenverschiebungen an den Stationen. Als Ursache dafür kommen vor allem die lateralen Inhomogenitäten zwischen den Stationen in Frage. Die Untersuchung des Einflusses der nahegelegenen Stauseen (T ~ Wochen bis 1 Jahr) zeigte einen zu kleinen Einfluss des Grimselsees an den Stationen. Als Begründung dafür wurden mögliche Entkopplungen der Bewegungen an geologischen Störzonen diskutiert. Die primär meteorologisch bedingte Jahreswelle verläuft an den Stationen unterschiedlich; auch das wird als Ausdruck der Beeinflussung des Signals durch Inhomogenitäten zwischen den Stationen gedeutet. Die aperiodische Bewegung, die jedoch noch nicht mit ausreichender Datenlänge untersucht wurde, weist auf Absenkungen der Seenumgebung hin. Eine Störzone zwischen beiden Seen scheint die Bewegungen gegeneinander zu entkoppeln, so dass die Stationen nördlich dieser Zone sich in Richtung des Räterichsbodensees absenken (N/E-Richtung) und die Stationen südlich dieser Zone nach Süden neigen, d. h. in Richtung des Grimselsees.