Technischer Bericht NTB 84-37

Rezentes Spannungsfeld in der zentralen Nordschweiz

Im Bereich der zentralen Nordschweiz wurde mit Hilfe der Doorstopper-Methode und dem Verhalten von Randausbrüchen in Tiefbohrungen das regionale Spannungsfeld und seine räumlichen Variationen bestimmt und mit Herdflächenlösungen von Erdbeben aus dieser Region verglichen.

Es zeigte sich, dass in diesem Gebiet am südöstlichen Ende des Rheingrabens starke laterale Inhomogenitäten des Spannungsfeldes auftreten. Die für weite Teile Mitteleuropas bekannte Hauptspannungsrichtung von N140°E±10° wurde in der Nordschweiz oberflächennah nur einmal gemessen. Alle anderen in-situ Spannungsmessungen zeigten Abweichungen bis zu 80° von dieser generellen Richtung. Die Bestätigung der Spannungsumlagerung an der Oberfläche zeigt die Untersuchung der Bohrlochrandausbrüche in Tiefbohrungen der zentralen Nordschweiz. In den Sedimenten des Permokarbontrogs (N160°E±10°) und in den Sedimenten oberhalb des Abscherungshorizontes der Juraüberschiebung (N7°E±10°) werden andere Spannungsrich­tungen gemessen als im kristallinen Grundgebirge.

Die generelle Richtung des Spannungsfeldes (N140°E±10°) wird in der Nordschweiz nahezu ausschließlich im kristallinen Grundgebirge gemessen. Damit ist zum erstenmal eine Drehung der horizontalen Hauptspannungsrichtung mit der Tiefe beobachtet worden, die auf eine mechanische Entkopplung des Grundgebirges von dem überschobenen Deckgebirge hinweist.

Auf dem Dinkelberg werden oberflächennah Zugspannungen beobachtet, die durch Betrag und Richtung die Herdmechanismen der Abschiebungsbeben im Bereich Wies und Kandern bestätigen.