Technischer Bericht NTB 84-26

Szenarien der geologischen Langzeitsicherheit:Risikoanalyse für ein Endlager für hochaktive Abfälle in der Nordschweiz

Dieser Bericht beurteilt die geologischen Risikofaktoren für ein Endlager Typus C in der Nordschweiz. Er basiert auf den heute verfügbaren Resultaten eines umfassenden geologischen/ neotektonischen Untersuchungsprogramms, dessen Datenerhebung und Auswertung noch nicht als abgeschlossen betrachtet werden darf.

Aus einer Rekonstruktion der geologischen Geschichte und den heute messbaren Vorgängen wurden Szenarien der geologischen Entwicklung abgeleitet. Der Zweck solcher Szenarien ist es, die Auswirkung zukünftiger geologischer Entwicklungen im Zeitraum von 1 Million Jahren auf ein Endlager zu prognostizieren. Der tektonische Rahmen konnte durch zwei Szenarien A und B abgesteckt werden.

  • Im Szenarium A wurde die alpine Orogenese als abgeschlossen betrachtet. Bei der Annahme dieses Szenariums wäre ein Endlager in 1200 m Tiefe im Untersuchungsgebiet der Nagra durch tektonische Störungen kaum gefährdet.
  • Szenarium B hat grössere Auswirkungen. In diesem wird angenommen, dass die Entwicklung der Alpen, des Juras und des Schwarzwaldes noch nicht abgeschlossen ist.

Das Resultat der Analyse weist jedoch darauf hin, dass die mögliche geologische Entwicklung innerhalb einer Million Jahren keinen offensichtlichen Risikofaktor für ein Endlager beinhaltet.

Die Auswirkungen von bedeutenden Klimaschwankungen, Aenderung des Gewässernetzes, Erosion und Denudation können die Grundwasserverhältnisse in den Sedimenten beträchtlich verändern, auf die Wasserzirkulationssysteme im Grundgebirge ist ihr Einfluss jedoch stark abgeschwächt.

Die grössten Auswirkungen haben Fluss- und/oder Gletschererosion bei Hebung des Grundgebirges und gleichzeitiger Absenkung des Erosionsniveaus im Oberrheingraben. Der Betrag der Tiefenerosion wird auf ca. 200 m geschätzt.

Die tektonischen Bewegungen im Endlagerbereich ergeben sich aus der andauernden Hebung des Südschwarzwaldes, die auf maximal 400 m pro Million Jahre geschätzt wird. Unter der Annahme, dass 50 % dieses Hebungsbetrages (ca. 200 m) von bekannten Hauptstörungszonen aufgenommen werden, resultiert eine zusätzliche Kippung im Endlagergebiet von ca. 7 m pro km Horizontaldistanz (ca. 200 m/30 km) in 1 Million Jahren.

Diese zusätzliche Kippung verteilt sich auf unbedeutende Störungszonen, die auch das Endlager durchqueren und an denen Versetzungen in der Grössenordnung von je ca. 50 cm pro Million Jahre erwartet werden müssen.

Störfälle wie Einschlag eines Meteors, Schäden durch Erdbeben, Intrusion von Magma und Vulkanismus werden diskutiert, die Eintretenswahrscheinlichkeit jedoch als sehr gering betrachtet.