Technical Report NTB 16-03

Production, consumption and transport of gases in deep geological repositories according to the Swiss disposal concept

In einem geologischen Tiefenlager für radioaktive Abfälle wird die Korrosion verschiedener Metalle und Legierungen unter Sauerstoffabschluss und bei Vorhandensein von Wasser zur Bil­dung von Wasserstoff führen. Falls vorhanden, kann auch organisches Material langsam abge­baut und zu Kohlendioxid, Methan und anderen gasförmigen Spezies umgesetzt werden. Je nach lokalen Bedingungen können gasförmige Spezies durch chemische Reaktionen und mikro­bielle Aktivität verbraucht werden. Wenn jedoch die resultierenden Gasbildungsraten die Diffu­sionsraten von gelösten Gasmolekülen in den Poren der technischen Barrieren oder des Wirt­ge­steins übersteigen, werden schliesslich die Löslichkeitsgrenzen der Gase überschritten, wodurch es zur Bildung einer freien Gasphase kommt. Die verschiedenen Gase könnten weiter­hin akku­mu­lieren bis der Druck ausreicht, um in der Gasphase freigesetzt zu werden.

Der vorliegende Bericht behandelt die Entwicklung von gasinduzierten Prozessen, die das Lang­zeit­verhalten und die Sicherheit eines SMA- und HAA-Lagers im Opalinuston beein­flussen können. Der Schwerpunkt liegt dabei auf einer Synthese von Prozessen und Phäno­menen in Zusam­menhang mit in einem Tiefenlager produziertem Gas und einer Bewer­tung ihres Ein­flusses auf die Funktionstüchtigkeit eines Tiefenlagers. Der vorliegende Bericht bietet hierzu einen aktuellen Überblick hinsichtlich Quellen, Reaktionen und Wechsel­wirkungen, Produktion, Verbrauch und Transport von Gas. Darüber hinaus werden basierend auf dem aktuellen wissen­schaft­lichen Verständnis Kriterien definiert, um den möglichen Einfluss von in einem Tiefen­lager produziertem Gas auf die sicher­heits­relevanten Eigenschaften der techni­schen und geo­logischen Barrieren zu bewerten.

Die Bewertung der Bildung, des Abbaus und des Transports von Gas erfolgt separat für das HAA- und das SMA-Lager. Die für beide Lagertypen verwendete Methode umfasst die Beschrei­bung und Quantifizierung der potenziellen Gasquellen, bestehend aus den Abfällen, tech­nischen Barrieren wie den Endlagerbehältern und anderen gasbildenden Lager­kompo­nen­ten, sowie die Beschreibung der Prozesse und Reaktionen, die zu Gasbildung und Abbau füh­ren. Weiter wird die Entwicklung der Gasbildungsrate und des kumulierten Gasvolumens für den jeweiligen Betrach­tungszeitraum berechnet. Das Ergebnis wird für die Modellierung des Gas­transports, sowie des resultierenden Gasdruckaufbaus und gasinduzierten Wasserflusses verwen­det, wobei letztere als Indikatoren für die Bewertung herangezogen werden. Ungewiss­heiten und Varianten werden zu spezifischen Bewertungsfällen kombiniert. Diese werden ver­wendet, um einerseits die zu erwartende Bandbreite der sicherheitsrelevanten Para­meter zu bestimmen und mögliche Aus­wirkungen von Mass­nahmen aufzuzeigen, welche die gebildete Gas­menge ver­ringern kön­nen. Andererseits sollen Bereiche identifiziert werden, in denen weitere Forschung die grössten Fort­schritte erwarten lässt.

Das wichtigste Ergebnis der Bewertung ist, dass für die pessimistischen Basisfälle und sogar für die ungünstigsten untersuchten Fälle die Gasproduktion im HAA- und im SMA-Lager die Sicher­heits­funktionen des Wirtgesteins und der technischen Barrieren nicht beeinträchtigt. In allen unter­suchten Fällen ist eine Sicherheitsmarge in Bezug auf die definierten Kriterien vor­han­den. Darüber hinaus stehen bei Bedarf mehrere Optionen zur Verfügung, welche die Folgen der Gas­pro­duktion in den Tiefenlagern weiter einschränken. In beiden Lagertypen wird die Gas­pro­duk­tion von Wasserstoff dominiert, welcher hauptsächlich aus der Korrosion von Kohlen­stoff­stahl ent­steht. Demzufolge könnten alternative Einlagerungs- und Bautechnologien, alter­native End­la­ger­behälter­materia­lien oder die Behandlung von metallischen Abfällen durch Ein­schmelzen die während des Betrachtungszeitraums gebildete Gasmenge verringern. Der Aufbau eines Gas­über­drucks und die daraus resultierende Poren­wasserverdrängung könnten eben­falls ein­ge­schränkt werden durch gedeihende gasverbrauchende Mikroorganismen oder durch die kon­trol­lier­te Ableitung von Gas entlang der Zugangsbauwerke (EGTS: «engineered gas trans­port system»).