
Arbeitsbericht NAB 21-12
Verschlusskonzept für ein geologisches Tiefenlager
1 Einleitung
Der vorliegende Bericht beschreibt das Verschlusskonzept eines geologischen Tiefenlagers (gTL) im Opalinuston sowie die ersten konzeptionellen, standortunabhängigen und modellhaften Auslegungen der Verschlussbauwerke.
Der Bericht dient als Hintergrundbericht für das Entsorgungsprogramm 2021 (Nagra 2021a) und beantwortet die Bundesratsauflage 5.4 zum Entsorgungsprogramm 2016 (Bundesrat 2018) (siehe Anhang A). Zudem bildet dieser standortunabhängige Bericht eine Grundlage für die Entwicklung des standortspezifischen Verschlusskonzepts.
Nach Ablauf der Beobachtungsphase des geologischen Tiefenlagers ordnet der Bundesrat die Verschlussarbeiten an, wenn der dauernde Schutz von Mensch und Umwelt gewährleistet ist. Der Verschluss eines geologischen Tiefenlagers beinhaltet die Versiegelung und Verfüllung. Schwerpunkt in der Entwicklung des Verschlusskonzepts sind die für die Langzeitsicherheit relevanten funktionstüchtigen dauerhaften Versiegelungen und deren bautechnische Umsetzung. Die Verfüllungen unterstützen als zweite Verschlusssystemkomponente die Funktion des vollständigen Verschlusses des Tiefenlagers.
Das hier vorgestellte Verschlusskonzept ist Teil eines gestaffelten Mehrfachbarrierensystems (MBS), wie dies im Abschnitt 2.2 näher erläutert wird. Das Konzept wird anhand der standortunabhängigen (generischen) Lagerarchitektur eines Kombilagers entwickelt und beschrieben. Es lässt sich jedoch ohne Weiteres auf Einzellager für schwach- und mittelaktive resp. hochaktive Abfälle (SMA resp. HAA) übertragen. Die Aussagen in diesem Bericht sind somit ohne Einschränkung auch für Einzellager gültig.
Für das Rahmenbewilligungsgesuch (RBG) wird ein standortspezifisches Verschlusskonzept entwickelt und veröffentlicht. Nach Einreichen des RBG erfolgt die stufengerechte Konkretisierung des Verschlusskonzepts gemäss den Anforderungen an das nukleare Baubewilligungsgesuch (nBaBG) und das nukleare Betriebsbewilligungsgesuch (nBeBG).
Aufbau des Berichts
Im vorliegenden Bericht werden zunächst die Grundlagen für die Konzeptentwicklung aufgeführt (Kapitel 2). Diese umfassen die gesetzlichen Grundlagen (Abschnitt 2.1), eine Einführung zu den wesentlichen Bestandteilen des schweizerischen Lager-, Sicherheits- und Barrierenkonzepts (Abschnitt 2.2), die Eigenschaften des Wirtgesteins Opalinuston und seine Wirkung als geologische Barriere im System geologisches Tiefenlager (Abschnitt 2.3) sowie den Einschluss der Abfälle (Abschnitt 2.4). Des Weiteren wird die generische Lagerarchitektur eingeführt (Abschnitt 2.5), für welche das Verschlusskonzept entwickelt wird. Abschliessend werden übergeordnete Ziele (Abschnitt 2.6) und die Anforderungen aus Langzeitsicherheit, Betriebssicherheit und Strahlenschutz an den Verschluss, das Verschlusssystem und die bauliche Umsetzung erläutert (Abschnitt 2.7).
Versiegelungen und Verfüllungen sind technische Barrieren und wesentliche Bestandteile des Mehrfachbarrierensystems (Kapitel 3). Im Kontext des Mehrfachbarrierensystems werden die Aufgaben und Sicherheitsfunktionen der Versiegelungen (Abschnitt 3.1) und Verfüllungen (Abschnitt 3.2) beschrieben, konkretisiert und diskutiert sowie deren Lage innerhalb der Lagerarchitektur veranschaulicht. Im Anschluss wird im Hinblick auf die Bundesratsauflage 5.4 der zeitliche Ablauf des Verschlusses gemäss dem Realisierungsplan im Entsorgungsprogramm 2021 (Nagra 2021a) erörtert und mit möglichen alternativen Ablaufvarianten verglichen (Abschnitt 3.3).
Basierend auf den Sicherheitsfunktionen, werden die Versiegelungsbauwerke konzipiert und beschrieben (Kapitel 4). Dazu werden aus den Anforderungen (Abschnitt 2.7) Auslegungsgrundsätze abgeleitet (Abschnitt 4.1). Mit diesen wird zunächst ein prinzipieller Aufbau für Versiegelungsbauwerke erarbeitet, welcher dann hinsichtlich seiner Umsetzung in modellhafte geometrische Dimensionen für die jeweiligen Einsatzorte (Lagerkammer, Lagerfelder und Zugangsbauwerke) vertieft wird (Abschnitt 4.2 und 4.3).
Anschliessend werden verschiedene bautechnische Varianten der Versiegelungsbauwerke dargestellt (Kapitel 5). Hierzu werden zunächst Gefährdungsbilder (Abschnitt 5.1) und zugehörige Massnahmen (Abschnitt 5.2) beschrieben, die zu bautechnischen Auslegungsvarianten für die verschiedenen Versiegelungsbauwerke führen (Abschnitt 5.3).
Für die Verfüllungen der Resthohlräume (Kapitel 6) mit den möglichen Verfüllbaustoffen werden die Lagerkammern, Lagerfeldzugänge und Zugangsbauwerke (Schächte) betrachtet. Dazu wird beschrieben, wie die für die Verfüllung massgeblichen Sicherheitsfunktionen (Abschnitt 3.2) umgesetzt werden können.
Der Bericht schliesst mit Anmerkungen zum temporären Verschluss (Kapitel 7) und einer Zusammenfassung mit Ausblick (Kapitel 8).