Die Sicherheit des Tiefenlagers hat zwei Seiten


Sicher ist nicht gleich sicher: Beim Endlager gibt es zwei Arten von Sicherheit. Und die eine kommt ganz ohne den Menschen aus.

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Wenn es um die Sicherheit des Tiefenlagers für den Atommüll geht, ist bisweilen von der Betriebssicherheit und der Langzeitsicherheit die Rede. Beide haben zwar das gleiche Ziel. Aber die zwei sperrigen Begriffe meinen nicht das Gleiche. Und sie werden manchmal miteinander verwechselt – oder gleichgesetzt.

Ob der Schutz vor radioaktiven Stoffen, der Unfall- und Brandschutz oder der Schutz vor einem Flugzeugabsturz oder Terroranschlag: Die Betriebssicherheit umfasst alle Aspekte der Sicherheit, während das Tiefenlager betrieben wird.

So funktioniert das Tiefenlager

Zu den negativen Einwirkungen von aussen und innen gehören auch Stürme, Überflutungen, Erdbeben, Unfälle beim Transport der radioaktiven Abfälle sowie Gefahren beim Bau und für die Gesundheit der dort arbeitenden Menschen.

Zu all diesen Risiken muss die Nagra Sicherheitsanalysen durchführen und in Fachberichten zeigen, wie sie die gesetzlichen Vorgaben dazu erfüllen kann. Nur so ist die Betriebssicherheit des Tiefenlagers bestmöglich gewährleistet – wie bei den Kernkraftwerken auch.

Formal betrachtet beginnt diese Sicherheit mit der Erteilung der Betriebsbewilligung. Erst ab dann dürfen die Behälter mit den radioaktiven Abfällen aus dem Zwischenlager ins Endlager transportiert und dort eingelagert werden. Doch bevor die Nagra diese Bewilligung erhält, muss sie die Betriebssicherheit nachgewiesen haben.

Schutz in grosser Tiefe

Die Nagra muss aber noch mehr nachweisen: die Langzeitsicherheit. Das ist die Aufgabe des geologischen Tiefenlagers. Zu dem Zweck soll das Lager in 800 bis 900 Meter Tiefe im Opalinuston gebaut werden. Das dichte Tongestein schliesst die radioaktiven Abfälle gut ein.

Wird das gefüllte Endlager dereinst verschlossen, werden die Gebäude an der Oberfläche nicht mehr benötigt und entfernt. Ab dann beginnt die Langzeitsicherheit. Und ob ein abstürzendes Flugzeug, eine Feuersbrunst, eine Überschwemmung oder gar ein künftiger Eiszeitgletscher: In der grossen Tiefe ist der Abfall vor solchen Gefahren geschützt.

Für mehrere hunderttausend Jahre müssen die radioaktiven Abfälle von Mensch und Umwelt ferngehalten werden. In dem Zeitraum klingen sie durch Zerfall auf ein unschädliches Mass ab. Ob durch Kriege oder den Kollaps staatlicher Ordnung: Weil die Sicherheit an der Erdoberfläche über eine so lange Zeit nicht gewährleistet werden kann, sollen die Abfälle eben in grosser Tiefe gelagert werden.

Blick auf das Kernkraftwerk Leibstadt: Bei solchen Kraftwerken geht es ausschliesslich um Betriebssicherheit.

Denn die Geologie ist weitaus stabiler als die Gesellschaft. Sie kann die Sicherheit gewährleisten, ohne dass das Tiefenlager überwacht und zum Beispiel wie ein Auto gewartet oder repariert werden müsste. Anders in einem Kernkraftwerk, wo es «nur» um Betriebssicherheit geht. So muss dort etwa ständig dafür gesorgt werden, dass die Brennstäbe im Reaktor gekühlt werden, damit es nicht zu einer Kernschmelze kommt. Es sind also aktive Sicherungsmassnahmen nötig.

Das Managen von Sicherheit entspricht dem alltäglichen Verständnis von Sicherheit: Der Mensch legt Hand an, um etwas manuell sicher zu machen (lat. manus, die Hand). Während beim Bau und Betrieb des geologischen Tiefenlagers noch viele Hände am Werk sind, zieht sich der Mensch allmählich zurück. Nach dem Verschluss des Lagers beginnt die passive Langzeitsicherheit – der Mensch ist raus. Ab jetzt sorgen die Gesetze der Natur für die Sicherheit, kein Handgriff ist mehr nötig.

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