Am 19. November 2024 hat die Nagra das Rahmenbewilligungsgesuch beim Bundesamt für Energie eingereicht – ein weiterer Meilenstein für das Jahrhundertprojekt Tiefenlager. Die Medien haben ausführlich darüber berichtet.
Bis die Schweiz das Lager in Betrieb nehmen kann, sind aber noch mehrere Schritte zu gehen. So sieht der Weg zum Schweizer Tiefenlager aus.
Vorerst liegt der Ball bei den Bundesbehörden
In einem ersten Schritt prüfen die involvierten Stellen des Bundes die Unterlagen auf Vollständigkeit. Anschliessend, etwa im Frühling 2025, veröffentlicht die Nagra sämtliche Unterlagen und wissenschaftlichen Berichte – drei Jahre früher als gesetzlich gefordert. Das ermöglicht eine breite Debatte rund um das Tiefenlager, denn die Entsorgung radioaktiver Abfälle ist nicht nur eine technische, sondern auch eine gesellschaftliche Herausforderung. «Das Generationenprojekt Tiefenlager braucht eine möglichst breite Debatte und eine direktdemokratische Legitimation – dazu gehört auch eine Volksabstimmung», betonte Nagra-CEO Matthias Braun an der Medienkonferenz zur Einreichung der Gesuche.
Nach der Vollständigkeitsprüfung beginnt die detaillierte fachliche Prüfung durch verschiedene Bundesbehörden und ein internationales Expertenteam der Nuclear Energy Agency (NEA). Sie dauert voraussichtlich bis ins Jahr 2027.
Wer prüft die Gesuche?
Für die fachliche Überprüfung zuständig sind das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI), die Kommission für nukleare Sicherheit (KNS) und ein Expertenteam der Nuclear Energy Agency (NEA). Stellungnahmen zu den Unterlagen gibt es zudem vom Bundesamt für Umwelt (BAFU), vom Bundesamt für Raumentwicklung (ARE), von den Standortkantonen (Aargau und Zürich) sowie von den Regionen – dazu gehört auch Deutschland.
Die verschiedenen Expertengremien – einfach erklärt
Regionale und internationale Perspektiven stärken das Projekt
Liegen alle Gutachten und Stellungnahmen vor, werden sie veröffentlicht. Dadurch können sich alle Interessierten äussern. All diese Perspektiven – von regionalen bis internationalen – tragen zur breiten Debatte um das Tiefenlager bei.
Ob die Arbeit der Nagra fachlich überzeugt, müssen die Behörden entscheiden. Die Gesellschaft wird schliesslich darüber befinden, ob sie das Tiefenlager in Nördlich Lägern mittragen kann und will – allenfalls sogar an der Urne. Dann nämlich, wenn das Referendum gegen den Bundesratsentscheid ergriffen wird. Die Abstimmung würde aber erst etwa im Jahr 2031 anstehen.
Wer entscheidet?
Der Bundesrat, das Parlament und – im Fall eines Referendums – schliesslich das Stimmvolk.
Nach aktueller Planung ist gegen Ende des Jahrzehnts mit dem Bundesratsentscheid zu den Rahmenbewilligungen zu rechnen. Dessen Entscheid wird dem Parlament vorgelegt. Sprechen sich Bundesrat und Parlament für das Tiefenlager aus, kann das Referendum ergriffen werden. In diesem Fall hätte das Stimmvolk das letzte Wort. Die Abstimmung käme voraussichtlich um das Jahr 2031 zustande.
Nichts überstürzen, aber bereit sein
Bis eine Entscheidung gefallen ist, dauert es also noch ein paar Jahre. Diese Zeit will die Nagra nutzen, um das Projekt gemeinsam mit den Menschen der betroffenen Region auszuarbeiten. «In dieser Zeit der Prüfung und der Diskussionen stehen wir sehr gerne Rede und Antwort», sagte Matthias Braun an der Medienkonferenz in Bern.
Wenn der politische Grundsatzentscheid zum Tiefenlager gefallen ist, soll es mit dem Baugesuch nahtlos weitergehen. Das wird zu Beginn des nächsten Jahrzehnts der Fall sein.
Schon vorher werden vorbereitende Arbeiten durchgeführt, zum Beispiel die Erkundungsbohrungen für den Schachtbau. Läuft alles nach Plan, kann der Bau des Tiefenlagers in rund zehn Jahren beginnen. Die Einlagerung der ersten radioaktiven Abfälle ist um das Jahr 2050 vorgesehen.
Bei der Weiterentwicklung des Tiefenlagerprojekts berücksichtigt die Nagra den technologischen Fortschritt sowie neue Erkenntnisse. Die internationale Zusammenarbeit bleibt wichtig. Die Projekte anderer Länder entwickeln sich ebenfalls weiter – davon kann und will die Schweiz lernen.
Info-Anlässe zum Rahmenbewilligungsgesuch
Im Nachgang der Einreichung wird das Bundesamt für Energie in den zwei betroffenen Regionen Informationsveranstaltungen durchführen, an denen sich die Öffentlichkeit direkt über den aktuellen Fortschritt im Verfahren informieren kann.
Info für die Region Nördlich Lägern
Wann: Mittwoch, 27. November um 19.00 Uhr
Wo: Stadthalle Bülach
Info für die Region der Brennelementverpackungsanlage
Wann: Dienstag, 3. Dezember um 19.00 Uhr
Wo: Fachhochschule Nordwestschweiz, Brugg
Im Anschluss an die Veranstaltung gibt es vor Ort die Möglichkeit, den anwesenden Vertreterinnen und Vertretern der beteiligten Behörden und Organisationen persönlich Fragen zu stellen.
Info zur Endlagersuche in der Schweiz
Auf deutscher Seite organisiert auch das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) eine Infoveranstaltung.
Wann: Montag, 9. Dezember ab 18.00 Uhr
Wo: Stadthalle Waldshut
Bereits vor Beginn der Veranstaltung (19.00 Uhr) findet im Foyer der Stadthalle ein Infomarkt (ab 18.00 Uhr) statt, bei dem den verantwortlichen Akteuren Fragen gestellt werden können. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.