Atommüll und Kommunikation: Meine Erfahrungen bei der Nagra


Nach sechs Monaten Praktikum bei der Nagra blicke ich zurück. Was habe ich gelernt? Was hat mich erstaunt? Welche Erkenntnisse konnte ich gewinnen?

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Die Nagra sucht eine Praktikantin in der Kommunikation: Als ich die Stellenausschreibung auf Jobs.ch sah, musste ich zuerst einmal googlen, was die Nagra überhaupt macht. «Atommüll endlich entsorgen», erfuhr ich auf der Website.

Atommüll und Radioaktivität: Das sind Themen, bei denen viele zurückschrecken. Auch ich assoziierte nicht unbedingt Sunshine und Good Feelings damit. Warum bewarb ich mich trotzdem auf die Stelle?

Das Thema Atommüll faszinierte mich. Die Abfälle strahlen Jahrtausende lang. Ein Tiefenlager für hochradioaktive Abfälle ist heute noch nicht in Betrieb. Ich wollte mehr dazu erfahren, wie die Nagra an einer Lösung für den Atommüll arbeitet.

Über mich


Mein Name ist Vianne Häfeli. 2022 habe ich die KV-Lehre mit Berufsmaturität abgeschlossen. Nach der Lehre habe ich erste Erfahrungen im Journalismus gesammelt und nun sechs Monate in der Kommunikation der Nagra als Praktikantin gearbeitet. Ab September studiere ich Multimedia Production in Chur.

Wissenschaft einfach kommunizieren

Während meines Praktikums habe ich viel zum Projekt der Nagra dazugelernt. Grundlegendes war neu für mich. Ich wusste zuvor nicht, dass der Atommüll in tiefen und uralten Gesteinsschichten eingeschlossen werden soll. Geschweige denn, dass dieses Gestein Opalinuston heisst.

Im Austausch mit meinen Arbeitskolleginnen und -kollegen habe ich gemerkt, wie massgeblich es ist, die Bevölkerung ins Projekt miteinzubeziehen. Ohne Akzeptanz der Schweizerinnen und Schweizer ist es unmöglich, ein Tiefenlager zu realisieren, wurde mir klar. Ich verstand nun auch die Aufgabe der Kommunikationsabteilung: Wissenschaft an die Bevölkerung vermitteln.

Doch wie kommuniziert man über ein komplexes, technisches Thema, von dem man selbst keine Ahnung hat? Manchmal war das eine ziemliche Herausforderung. Am Anfang meines Praktikums habe ich mir ein Grundwissen angeeignet, um das Projekt im Groben zu verstehen. Ich las den Bericht zum Standortvorschlag, durfte das Felslabor Mont Terri besuchen und erfuhr, was ein Geologe macht.

Im Felslabor Mont Terri

Die andere Seite des Journalismus

Wie Unternehmenskommunikation funktioniert, wusste ich vor meinem Praktikum auch noch nicht. Bevor ich bei der Nagra begann, habe ich bei der Zeitung praktiziert und dort Einblick in den Journalismus bekommen. Die Unternehmenskommunikation ist sozusagen die andere Seite des Journalismus.

Bei der Nagra merkte ich jedoch, dass zur Kommunikation viel mehr gehört als nur Anfragen von Zeitungen zu beantworten. Social Media, proaktives Kommunizieren, Employer Branding sind alles Begriffe, zu welchen ich mir während meines Praktikums immer mehr ein Bild machen konnte.

Sowohl bei der Nagra als auch bei der Zeitung habe ich Texte geschrieben. Dabei stellte ich Gemeinsamkeiten und Unterschiede zum Journalismus fest. In einen Newsartikel für die Nagra habe ich viel mehr Zeit investiert als in einen Zeitungsartikel. Am Artikel über den Flugzeugabsturz schraubte ich wochenlang herum. Ich holte mir Inputs von Experten und gab den Text mehreren Personen zum Review, um ihn danach zigmal zu überarbeiten.

Bei der Nagra hatte ich die Anforderung, dass ein Text wissenschaftlich möglichst korrekt sein musste. Zugleich sollte er möglichst verständlich sein – auch für Leserinnen und Leser, die kein Vorwissen über das Tiefenlager haben. Dazwischen einen Weg zu finden, war nicht einfach. Als ich darüber schrieb, wieso die Abwärme aus dem Tiefenlager nicht genutzt wird, musste ich darauf achten.

Schlusswort

Meine Zeit bei der Nagra ist nun zu Ende – ab September studiere ich Multimedia Production. Mit Atommüll werde ich mich dort nicht mehr beschäftigen. Doch die gewonnenen Erkenntnisse und die gemeisterten Herausforderungen werden mir (hoffentlich) auch in Zukunft etwas nützen.

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