Atommüll entsorgen – aber wo?


Warum eignet sich der Norden der Schweiz am besten für ein Tiefenlager? Die Antwort darauf liegt im Untergrund.

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Die Nagra suchte in der ganzen Schweiz nach Gebieten, die sich für den Bau eines Tiefenlagers eignen. Schrittweise wurden die Gebiete eingegrenzt. In der letzten Etappe wurden drei Gebiete vertieft untersucht. Sie alle liegen im Norden der Schweiz. Der Grund dafür: Hier liegt die Gesteinsschicht namens Opalinuston in der richtigen Tiefe, Qualität und Ausdehnung vor, um ein sicheres geologisches Tiefenlager zu bauen.

Dieses Tongestein ist die wichtigste geologische Barriere im Tiefenlager: der Opalinuston. Der Name geht auf den darin gefundenen Ammoniten Leioceras opalinum zurück.

Die Geologie ist entscheidend

Die Nagra schlägt vor, das Schweizer Tiefenlager in Nördlich Lägern zu bauen. Dort sollen die radioaktiven Abfälle der Schweiz sicher entsorgt werden. Die Oberflächenanlagen sind im Haberstal in der Gemeinde Stadel/ZH vorgesehen.

Auch die beiden anderen Standortgebiete, die die Nagra in den letzten Jahren vertieft untersucht hat, befinden sich im Norden der Schweiz. Warum ist diese Region am besten geeignet, um ein Tiefenlager zu bauen? Entscheidend ist die Geologie.

Gestein bildet eine natürliche Barriere

Die Schweiz kann geologisch grob in drei Gebiete aufgeteilt werden: Alpen, Molassebecken und Jura. Beim Aufbau der Alpen verformte sich der Untergrund, Gesteinsschichten zerbrachen und wurden übereinandergeschoben. Der Untergrund im Alpenraum ist so stark deformiert, dass er sich nicht für ein Tiefenlager eignet – zumindest nicht für ein Tiefenlager für hochaktive Abfälle, wie es beispielsweise verbrauchte Brennelemente aus den Kernkraftwerken sind.

Auch der Faltenjura und der nördlich angrenzende Tafeljura der Nordwestschweiz sind mehrheitlich stark verformt und daher keine Option. Das zwischen Alpen und Faltenjura gelegene Molassebecken – das Mittelland – hingegen weist deutlich weniger Deformierungen auf, insbesondere im zentralen und östlichen Teil. Hier kommt auch der Opalinuston vor.

Dieses Gestein ist für die Entsorgung von radioaktiven Abfällen besonders interessant. Der Opalinuston ist nämlich für Wasser weitestgehend undurchlässig. Er kann Risse von selbst wieder abdichten und ist in der Lage, radioaktive Stoffe zu binden. All diese Gründe machen dieses Tongestein zu einer natürlichen Barriere, die das Tiefenlager abschirmt.

Im Norden der Schweiz ist der Opalinuston in der richtigen Tiefe, Qualität und Ausdehnung vorhanden, um ein sicheres Tiefenlager bauen zu können.

Am richtigen Ort, in der richtigen Tiefe

Der Opalinuston tritt im Faltenjura und ganz im Norden der Schweiz nahe an der Oberfläche auf und fällt Richtung Alpen bis auf mehrere Kilometer Tiefe ab.

Damit ein Tiefenlager gebaut werden kann, braucht es einerseits grössere Flächen und dicke Schichten, die wenig deformiert sind: Nur wenn das Tiefenlager auf allen Seiten von ausrecheichend dickem Opalinuston umgeben ist, kann dieser seine Wirkung als geologische Barriere optimal entfalten.

Andererseits muss der Opalinuston in der richtigen Tiefe liegen: zwischen 400 und 1000 Metern. Die richtige Tiefenlage ist entscheidend, um das Lager langfristig vor äusseren Einflüssen wie Erosion durch Gletscher und Flüsse zu sichern.

Ungestörte Bereiche und richtige Tiefenlage: Diese zwei Bedingungen sind ausschliesslich im Molassebecken der Nordschweiz, an dessen Nordrand und im angrenzenden östlichen Tafeljura erfüllt. Deshalb hat sich die Nagra bei der Standortsuche auf diese Region konzentriert. Hier schirmt der Opalinuston Mensch und Umwelt vor den radioaktiven Abfällen ab – heute und in ferner Zukunft.

ASR-Bericht

Der Standortvorschlag


Im September 2022 hat die Nagra Nördlich Lägern als Standort für das Tiefenlager vorgeschlagen.

In diesem Bericht finden Sie weiterführende Informationen zum Standortvorschlag der Nagra.

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