Tiefbohrungen in Bözberg sind abgeschlossen, nun untersucht die Nagra den Untergrund in Stadel


Die zwei Tiefbohrungen in der Gemeinde Bözberg sind abgeschlossen, nun stehen zwei weitere in der Gemeinde Stadel an. Diese Bohrungen sollen bei der Standortsuche für ein Tiefenlager unterstützen.

Die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) hat in der Gemeinde Bözberg zwei Bohrungen durchgeführt. Diejenige bei Ursprung ist seit Anfang Dezember, diejenige im Riedacker seit dem 14. Dezember abgeschlossen. Im Fokus steht bei den Tiefbohrungen jeweils der Opalinuston, das Gestein, in dem das Tiefenlager dereinst gebaut wird. Untersucht werden unter anderem Dicke, Dichtigkeit und Zusammensetzung des Opalinustons.

Philipp Senn, stellvertretender Leiter Zusammenarbeit und Öffentlichkeitsarbeit bei der Nagra, ist zufrieden mit den Resultaten der Bözberger Bohrungen: «Wir konnten durchgehend gute Gesteinsproben gewinnen, die jetzt in Laboren untersucht werden. Trotz erschwerter Bedingungen wegen Corona haben wir ohne nennenswerte Zwischenfälle und Verzögerungen gearbeitet.»

Auch Jura Ost eignet sich für ein Tiefenlager

Mit diesen zwei Bohrungen sind die geologischen Untersuchungen der Nagra in der potenziellen Standortregion Jura Ost voraussichtlich abgeschlossen. «Zusammen mit den Daten, die wir bei einer früheren Tiefbohrung in der Gemeinde Riniken sammeln konnten, wissen wir nun genug über den Untergrund in der Region Jura Ost», erklärt Philipp Senn. «Die ersten Resultate bestätigen, dass sich auch diese Region für ein Tiefenlager eignet. Aktuell gehen wir davon aus, dass wir in der Standortregion Jura Ost keine weitere Bohrung benötigen.» Als Nächstes untersucht die Nagra den Untergrund der Gemeinde Stadel in der Region Nördlich Lägern. Seit gestern arbeitet sich das Bohrgerät im Stadler Hasliboden (Stadel-3) in die Tiefe vor. Diese Arbeiten werden auch während der bevorstehenden Feiertage weitergeführt.

Eine weitere Bohrung beginnt Mitte Januar im Steinacker (Stadel-2). In der Region Nördlich Lägern wurde bereits 2019 eine Tiefbohrung in Bülach durchgeführt. Dabei stiessen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf ein versteinertes Korallenriff über dem Opalinuston. «Im Hasliboden werden wir erneut durch das Riff bohren. Stadel-2 liegt jedoch westlich des Riffs. So können wir das Bild des Untergrunds in Nördlich Lägern vervollständigen», erläutert Senn.

Bei einer Tiefbohrung wird während rund sechs bis neun Monaten gearbeitet – aus technischen Gründen rund um die Uhr. «Wir machen viel, um Emissionen wie Lärm, Verkehr und Licht gering zu halten», sagt Senn. «So setzen wir etwa elektrisch betriebene und daher leisere Bohrgeräte ein und wo nötig – wie beispielsweise in Stadel-2 – Lärmschutzwände.» Für Fragen und Anliegen aus der Nachbarschaft und von anderen Interessierten hat die Nagra eine Hotline eingerichtet. Sie ist Tag und Nacht in Betrieb, ein Anruf auf 0800 437 333 ist kostenlos. Mit den Tiefbohrungen will die Nagra herausfinden, welche der drei potenziellen Standortregionen sich am besten für ein Tiefenlager eignet. Die Standortsuche wird vom Bund geleitet.

Weitere Auskünfte: Felix Glauser, Medienstelle Nagra, 056 437 12 26, medien@nagra.ch


Gemäss Schweizer Kernenergiegesetz sind die Verursacher radioaktiver Abfälle für eine sichere Entsorgung verantwortlich. 1972 haben die Kernkraftwerk-Betreiber und der Bund dafür die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) gegründet. Sie hat ihren Sitz in Wettingen (AG). Die Nagra ist das technische Kompetenzzentrum der Schweiz für die Entsorgung radioaktiver Abfälle in geologischen Tiefenlagern.

130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter setzen sich täglich für diese wichtige Aufgabe ein – aus Verantwortung für den langfristigen Schutz von Mensch und Umwelt. Umfassende Forschungsprogramme in zwei Schweizer Felslabors und eine intensive internationale Zusammenarbeit sichern die Kompetenz.