Nagra plant dritte Bohrung in der Standortregion Nördlich Lägern


Die Nagra plant eine dritte Bohrung in der Standortregion Nördlich Lägern. Die erste Bohrung in Bülach wurde bereits abgeschlossen, die zweite und die dritte werden beide in Stadel durchgeführt.

Die Bohrung in Bülach war die erste in der Standortregion Nördlich Lägern und wurde Ende 2019 erfolgreich abgeschlossen. Die zweite Bohrung (im Gebiet Hasliboden in der Gemeinde Stadel) startet in der zweiten Hälfte dieses Jahres. Voraussichtlich Ende 2020 will die Nagra eine dritte Bohrung in Nördlich Lägern starten, und zwar im Gebiet Steinacher in Stadel.

Die Bohrung in Bülach hat bestätigt, dass sich auch Nördlich Lägern grundsätzlich für den Bau eines Tiefenlagers eignet. Das Gestein Opalinuston, in dem das Lager dereinst gebaut werden soll, ist in Bülach über 100 Meter dick und sehr dicht.

Ausserhalb des Korallenriffs bohren

«Bei der Bohrung in Bülach haben wir oberhalb des Opalinustons ein Korallenriff durchbohrt. Diese kalkige Schicht werden wir auch bei der Bohrung im Stadler Hasliboden durchbohren. Nun interessiert uns der Untergrund ausserhalb dieses Korallenriffs», erklärt Maurus Alig, Gesamtprojektleiter bei der Nagra und Mitglied der Geschäftsleitung. «Wir haben vor drei Jahren seismische Messungen, vergleichbar mit Ultraschallbildern, gemacht. Dabei können wir den Rand des Riffs erkennen. Dieser Rand verläuft von Norden nach Süden, quer durch die Gemeinde Stadel. Deshalb wollen wir nun auch westlich des Korallenriffs bohren», erklärt Alig. Die Nagra will so das Bild vom Untergrund in der Standortregion Nördlich Lägern weiter ergänzen. Die Bohrung im Gebiet Steinacher soll wichtige Teile zum Gesamtbild beitragen. Gebohrt wird aus technischen Gründen rund um die Uhr. «Wir machen viel, um Emissionen wie Lärm, Verkehr und Licht gering zu halten», sagt Alig, «so arbeiten wir etwa mit einem elektrisch betriebenen und daher leiseren Bohrgerät.» Die Nagra hat eine Hotline für Fragen und Anliegen von Anwohnern und anderen Interessierten eingerichtet. Die Hotline ist gratis und 24/7 in Betrieb (0800 437 333).

Das Verfahren zur Standortwahl für ein geologisches Tiefenlager wird vom Bund geleitet. Aufgrund früherer Untersuchungen steht bereits fest, dass die Regionen Jura Ost, Nördlich Lägern und Zürich Nordost für den Bau eines Tiefenlagers grundsätzlich geeignet sind. Mit den Tiefbohrungen will die Nagra herausfinden, welche der drei Regionen am besten geeignet ist. Herausfinden will man auch, welche Bereiche innerhalb der Standortregionen jeweils am besten geeignet sind. Aussagen darüber sind im Moment noch nicht möglich.

Die Nagra hat insgesamt 23 Gesuche für Tiefbohrungen in den Standortregionen Jura Ost, Nördlich Lägern und Zürich Nordost eingereicht. Zwei Gesuche hat die Nagra inzwischen zurückgezogen. Bisher liegen 17 rechtskräftige Bewilligungen vor. Wie viele Bohrungen tatsächlich durchgeführt werden müssen, um das geologische Gesamtbild zu vervollständigen, hängt von den Ergebnissen ab. Es ist nicht geplant, alle Bohrungen durchzuführen. Bei jedem Bohrplatz gibt es einen Besucherpavillon, dieser bleibt aber während der Corona-Pandemie geschlossen. Nach dem Ende der ausserordentlichen Lage wird es auch wieder Bohrplatzführungen geben.

Weitere Auskünfte: Patrick Studer, Leiter Medienstelle Nagra 076 579 36 50. medien@nagra.ch.

Gemäss Schweizer Kernenergiegesetz sind die Verursacher radioaktiver Abfälle für eine sichere Entsorgung verantwortlich. 1972 haben die Kernkraftwerk-Betreiber und der Bund dafür die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) gegründet. Sie hat ihren Sitz in Wettingen (AG). Die Nagra ist das technische Kompetenzzentrum der Schweiz für die Entsorgung radioaktiver Abfälle in geologischen Tiefenlagern.

130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter setzen sich täglich für diese wichtige Aufgabe ein – aus Verantwortung für den langfristigen Schutz von Mensch und Umwelt. Umfassende Forschungsprogramme in zwei Schweizer Felslabors und eine intensive internationale Zusammenarbeit sichern die Kompetenz.