Grosse 3D-Seismik-Kampagne abgeschlossen


Rund 200 Quadratkilometer Fläche in 53 Gemeinden wurden seit Oktober 2015 in den drei Standortgebieten Jura Ost, Zürich Nordost und Nördlich Lägern mit 3D-Seismik untersucht.

Durchschnittlich 130 Mitarbeitende des Messtrupps der Firma DMT waren an insgesamt 191 Tagen im Feld unterwegs: Sie haben Kabel ausgelegt, Vibrationspunkte angeregt und mit ihren Fahrzeugen immer wieder kontrolliert, dass alle Messlinien in Ordnung sind. Am Freitag, 3. Februar, wurde die 3D-Seismik-Kampagne der Nagra erfolgreich abgeschlossen.

«Mit über 51‘000 Messpunkten war es die umfangreichste 3D-Seismik-Kampagne, die in der Schweiz jemals durchgeführt wurde», sagt Tim Vietor, Mitglied der Geschäftsleitung der Nagra (Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle). Und wahrscheinlich wird es die letzte 3D-Seismik der Nagra sein, denn der Untergrund in den potenziellen Standortgebieten ist damit seismisch sehr gut untersucht. Ziel der Messungen ist es, ein dreidimensionales Bild des Untergrundes zu gewinnen, um so zuverlässige Aussagen über die Geologie und damit die Langzeitsicherheit eines Tiefenlagers für radioaktive Abfälle zu gewinnen. Die neuen Kenntnisse geben Aufschluss über die Platzverhältnisse untertage und über die beste Lagerauslegung.

Im Oktober 2015 wurde die 3D-Seismik-Kampagne im Gebiet Jura Ost begonnen. Am Freitag (3. Februar) wurde sie im Gebiet Nördlich Lägern abgeschlossen. Die 3D-Seismik-Kampagne umfasste eine Fläche von rund 200 km2 (Jura Ost: 92.6 km2, Zürich Nordost: 18.3 km2 und Nördlich Lägern: 91.6 km2) und erstreckte sich über 53 Gemeinden (JO: 27, ZNO: 9 und NL: 17). 3‘999 Grundstücksbesitzer (JO: 1‘624, ZNO: 565 und NL: 1‘810) wurden vorinformiert. Von diesen stimmten 3‘907 zu, dass auf ihrem Land entweder Kabel ausgelegt oder Anregungspunkte für die Messungen festgelegt werden dürfen (JO: 1‘609, ZNO: 548 und NL: 1‘750).

An 191 Tagen wurden seismische Messungen durchgeführt (JO: 97, ZNO: 17 und NL: 77). Die Mitarbeiter des Messtrupps fuhren mit rund 60 Fahrzeugen insgesamt 1.1 Mio. Kilometer, das entspricht 27.7 Umrundungen der Erde (JO: 410‘000 km, ZNO: 100‘000 km und NL: 600‘000 km). An 40‘779 Punkten wurden Anregungen in den Untergrund geschickt (JO: 19‘724, ZNO: 3‘726 und NL: 17‘329), die an 51‘109 Messpunkten registriert wurden (JO: 25‘742, ZNO: 5‘109 und NL: 20‘258).

«Von allen angefragten Grundstücksbesitzern haben 98 % zugestimmt», sagt Vietor. Das sei ein mehr als erfreuliches Ergebnis. «Ganz herzlichen Dank an alle, die die Messungen möglich gemacht haben.» Neben den Kantonen, den Gemeinden und den Fachbehörden gehöre sein besonderer Dank der Bevölkerung in den Regionen. Dass die vielen Fahrten des Messtrupps in den Regionen manchmal als störend empfunden wurden, sei nachvollziehbar. Darum schätze er umso mehr die Unterstützung durch die Bevölkerung in den Regionen: «Es gab keine absichtlichen Beschädigungen oder Vandalismus.» Auch von grösseren Unfällen sei man verschont geblieben. Das sei keine Selbstverständlichkeit bei solch umfangreichen Feldarbeiten. Nun folgen die Aufräumarbeiten und die Demobilisierung des Messtrupps. Vietor betont die Notwendigkeit der Untersuchungen: «Die Messungen sind wichtig, damit bei der Standortwahl ein sicherheitsgerichteter Entscheid gefällt werden kann.»

Bild: Wolfgang Kessler


Gemäss Schweizer Kernenergiegesetz sind die Verursacher radioaktiver Abfälle für eine sichere Entsorgung verantwortlich. 1972 haben die Kernkraftwerk-Betreiber und der Bund dafür die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) gegründet. Sie hat ihren Sitz in Wettingen (AG). Die Nagra ist das technische Kompetenzzentrum der Schweiz für die Entsorgung radioaktiver Abfälle in geologischen Tiefenlagern.

110 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter setzen sich täglich für diese wichtige Aufgabe ein – aus Verantwortung für den langfristigen Schutz von Mensch und Umwelt. Umfassende Forschungsprogramme in zwei Schweizer Fels-labors und eine intensive internationale Zusammenarbeit sichern die Kompetenz.