Generalversammlung der Nagra in Baden – Herausforderndes Jahr für die Nagra


«2012 war ein herausforderndes Jahr für die Nagra», fasste Pankraz Freitag, Präsident des Verwaltungsrats der Nagra, an der Generalversammlung in Baden zusammen.

Für intensive Diskussionen sorgten einerseits im Januar die Vorschläge von Standortarealen für eine Oberflächenanlage zum Tiefenlager und andererseits im Oktober die Veröffentlichung einer internen Aktennotiz in den Medien. Beides erforderte viel Einsatz und Engagement von den Nagra-Mitarbeitenden. Viel Interesse zeigte die Bevölkerung für die Erlebnisausstellung TIME RIDE; rund 31‘000 Besucher nutzten 2012 die Gelegenheit für eine virtuelle Zeitreise.

Die Standortsuche für geologische Tiefenlager erfolgt unter der Leitung des Bundes gemäss dem 2008 vom Bundesrat genehmigten Sachplanverfahren in drei Etappen. Zurzeit befindet sich das Verfahren in Etappe 2. Im Januar wurden die Vorschläge der Nagra von Standorten für Oberflächenanlagen vorgestellt. Die Standortsuche bekam dadurch eine neue Dimension, denn ein mögliches Tiefenlager in der eigenen Region wurde konkreter. Die Diskussion in den Regionalkonferenzen und den Regionen wurde engagiert und intensiv geführt. Die Kantone meldeten sich zu Wort und erstellten ebenso wie die Regionalkonferenzen eigene Kriterienkataloge für Standortvorschläge. Anhand dieser arbeitete die Nagra zusätzliche Potenzialräume aus. Diese Zusatzrunde verzögerte den ursprünglichen Zeitplan um rund ein Jahr, sie zeigte aber auch, dass die Mitsprache funktioniert.

Viel positive Resonanz erfuhr die Nagra durch die Erlebnisausstellung TIME RIDE, die im April im Hauptbahnhof Zürich eröffnet wurde. Die Wanderausstellung ging weiter an die BEA in Bern, die Züspa in Zürich, die Schaffhauser Herbstmesse und die Winti-Mäss in Winterthur. Insgesamt haben rund 31‘000 Besucher die Ausstellung 2012 besichtigt.

Die Veröffentlichung einer internen Aktennotiz in den Medien im Oktober 2012 war der Höhepunkt von schweren Vorwürfen, die einzelne Personen im Laufe des Jahres gegen die Nagra, das Bundesamt für Energie und das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat erhoben hatten. Es war von Filz, mangelnder Fachkompetenz und fehlender Ergebnisoffenheit bei der Standortsuche die Rede. Sowohl das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) als auch der ENSI-Rat führten Untersuchungen durch. Beide kamen zum Ergebnis, dass die meisten und die schwerwiegendsten Vorwürfe nicht zutreffen. «Wir konnten umfassend darlegen, dass wir alle sechs möglichen Standortgebiete systematisch, unvoreingenommen und ergebnisoffen untersuchen», sagte Freitag. Aber es sei für alle eine schwierige und fordernde Zeit gewesen, fuhr er fort: «Die Situation veranlasste uns unser Handeln zu hinterfragen und die Transparenz weiter zu verbessern.»

Im Rahmen der Generalversammlung wurden zwei neue Mitglieder in die Verwaltung gewählt. Für den aus Altersgründen scheidenden Martin Jermann vertritt künftig Dr. Thierry Strässle, Stabschef PSI, den Bund. Herbert Meinecke vom Kernkraftwerk Gösgen-Däniken schied aus und wurde durch Dr. Michaël Plaschy ersetzt, der vorher die Alpiq vertreten hat. Als Vertreter der Alpiq neu gewählt wurde Dr. Thomas Kohler, Leiter Nukleartechnik. Pankraz Freitag dankte den scheidenden Mitgliedern für ihren Einsatz und begrüsste die neuen.

Die Generalversammlung genehmigte zudem die Jahresrechnung 2012. Sie weist einen Umsatz von 65.9 Mio. Franken aus. Nach Abzug der Erträge aus Dienstleistungen für Dritte und diverser Forschungsbeiträge verbleibt ein Aufwand von 60.8 Mio. Franken zu Lasten der Genossenschafter.


Gemäss Schweizer Kernenergiegesetz sind die Verursacher radioaktiver Abfälle für eine sichere Entsorgung verantwortlich. 1972 haben der Bund und die Kernkraftwerk-Betreiber dafür die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) gegründet. Sie hat ihren Sitz in Wettingen (AG). Die Nagra ist das technische Kompetenzzentrum der Schweiz für die Entsorgung radioaktiver Abfälle in geologischen Tiefenlagern. 
100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter setzen sich täglich für diese wichtige Aufgabe ein – aus Verantwortung für den langfristigen Schutz von Mensch und Umwelt. Umfassende Forschungsprogramme in zwei Schweizer Felslabors und eine intensive internationale Zusammenarbeit sichern die Kompetenz.