«Bohrresultate passen ins Bild»


Die Nagra hat die Tiefbohrung in Trüllikon abgeschlossen. Erste Resultate entsprechen den Erwartungen. Die zweite Bohrung in Zürich Nordost in Marthalen läuft seit Anfang Februar.

Die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle Nagra hat das Bohrgerät in Trüllikon abgebaut: «In rund siebeneinhalb Monaten haben wir bis in eine Tiefe von gut 1300 Metern gebohrt. Wir konnten während der gesamten Bohrung gute Gesteinsproben gewinnen und alle geplanten Tests im Bohrloch durchführen», sagt Philipp Senn, stellvertretender Leiter Öffentlichkeitsarbeit und Zusammenarbeit.

Die Gesteinsproben werden nun in verschiedenen Laboren ausgewertet. Besonders im Fokus steht bei allen Bohrungen das Wirtgestein Opalinuston, in dem das Tiefenlager dereinst gebaut wird. Mit den Bohrungen untersucht die Nagra unter anderem die Dicke, die Dichtigkeit und die Zusammensetzung des Opalinustons.

Keine Überraschungen

Erste Resultate liegen bereits vor. Senn zieht ein positives erstes Fazit: «Es gab in Trüllikon keine Überraschungen – die Resultate passen ins Bild.» Der Opalinuston sei über 100 Meter dick, sehr dicht und eigne sich daher als Wirtgestein für ein Tiefenlager. Die Zusammensetzung und die Dichtigkeit des Wirtgesteins seien sehr ähnlich wie in Benken, wo die Nagra schon in den 1990er-Jahren gebohrt hat. Die Erkenntnisse werden momentan in Marthalen mit einer weiteren Bohrung im Standortgebiet Zürich Nordost ergänzt.

Die Bohrung in Trüllikon sei technisch sehr gut verlaufen, so Senn: «Wir haben die laufende Tiefbohrkampagne in Bülach gestartet. In Bülach mussten wir ein paar bohrtechnische Schwierigkeiten überwinden. In Trüllikon, bei der insgesamt zweiten Bohrung, hat alles sehr gut funktioniert. Wir haben von den Erfahrungen, die wir bei der Bülacher Bohrung gemacht haben, profitiert.»

Über 700 Besucher auf dem Bohrplatz

Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde, den Anwohnern sowie der Bevölkerung der Region empfand die Nagra als sehr konstruktiv. «Und es freut uns, dass uns in Trüllikon über siebenhundert Personen bei einer Bohrplatzführung über die Schulter geschaut haben», sagt Senn.

Seit Mitte März sind wegen der Corona-Pandemie sämtliche Führungen abgesagt worden. Den Bohrbetrieb konnte die Nagra aber aufrechterhalten. «Selbstverständlich gelten die Richtlinien des Bundesamtes für Gesundheit auch auf dem Bohrplatz», erklärt Senn. «In Marthalen können wir zurzeit weiterarbeiten – wenn auch mit grösserem Aufwand. Wenn sich die Situation nicht weiter verschärft, gehen wir davon aus, dass wir weiterhin bohren können.» Das Bohrgerät, welches in Trüllikon im Einsatz stand, wird nun in der Gemeinde Bözberg (Standortregion Jura Ost) aufgebaut.

Die Standortsuche für ein geologisches Tiefenlager wird vom Bund geleitet. Aufgrund früherer Untersuchungen steht bereits fest, dass grundsätzlich die drei Regionen Jura Ost, Nördlich Lägern und Zürich Nordost für den Bau eines Tiefenlagers geeignet sind. Mit den Tiefbohrungen will die Nagra herausfinden, welche der drei Regionen am besten geeignet ist. Aussagen darüber sind im Moment noch nicht möglich.

24/7–Hotline und Bohrplatzführungen

Die Nagra hat insgesamt 23 Gesuche für Tiefbohrungen in den Standortregionen Jura Ost, Nördlich Lägern und Zürich Nordost eingereicht, zwei Gesuche aber inzwischen zurückgezogen. Bisher liegen 17 rechtskräftige Bewilligungen vor. Wie viele Bohrungen tatsächlich durchgeführt werden müssen, um das geologische Gesamtbild zu vervollständigen, hängt von den Ergebnissen ab. Es ist nicht geplant, alle Bohrungen durchzuführen.

Die Nagra hat eine Hotline für Fragen und Anliegen von Anwohnern und anderen Interessierten eingerichtet. Die Hotline ist gratis und 24/7 in Betrieb (0800 437 333). Bei jedem Bohrplatz gibt es einen Besucherpavillon, dieser bleibt aber während der Corona-Pandemie geschlossen. Nach dem Ende der ausserordentlichen Lage wird es auch wieder Bohrplatzführungen geben.

Weitere Auskünfte: Patrick Studer, Leiter Medienstelle: patrick.studer@nagra.ch oder Tel. 076 579 36 50.

Gemäss Schweizer Kernenergiegesetz sind die Verursacher radioaktiver Abfälle für eine sichere Entsorgung verantwortlich. 1972 haben die Kernkraftwerk-Betreiber und der Bund dafür die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) gegründet. Sie hat ihren Sitz in Wettingen (AG). Die Nagra ist das technische Kompetenzzentrum der Schweiz für die Entsorgung radioaktiver Abfälle in geologischen Tiefenlagern.

130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter setzen sich täglich für diese wichtige Aufgabe ein – aus Verantwortung für den langfristigen Schutz von Mensch und Umwelt. Umfassende Forschungsprogramme in zwei Schweizer Felslabors und eine intensive internationale Zusammenarbeit sichern die Kompetenz.