Mondmission im Felslabor Grimsel


Einen Spaziergang auf dem Mond haben erst wenige Menschen gemacht. Sechs internationale Studierende wollen diesem Traum einen Schritt näherkommen – mit einer Mission unter mondähnlichen Bedingungen.

Es ist eine unwirkliche Umgebung. Die kreisrunden Stollen ziehen sich hunderte von Metern durch das Granitgestein des Aarmassivs. Am Stollenrand oder in Nischen stehen blinkende Geräte – hochmoderne Technik laufender Experimente. Wo normalerweise Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt an der Entsorgung radioaktiver Abfälle forschen, werden bald Astronauten in Raumanzügen ihren ersten Mondspaziergang wagen. Die Studentenorganisation «Space@yourService» der ETH Lausanne plant die Mondmission «Asclepios I» welche im Februar 2021 im Felslabor Grimsel starten soll: «Wir wissen, dass es auf der Mondoberfläche Tunnelsysteme gibt, welche vor langer Zeit durch den Austritt von Lava entstanden sind. Eine Basis auf dem Mond könnte in einem solchen Tunnelsystem gebaut werden. Aus diesem Grund eignet sich das Stollensystem des Felslabors Grimsel sehr gut, um eine Mondmission unter möglichst realistischen Bedingungen zu simulieren», erklärt Elfie Roy Co-Projektleiterin des Asclepios-Projekts.

Für die Mission wird ein Teil des Stollensystems des Felslabors in eine Mondbasis umfunktioniert. Sechs «Astronauten» werden während zehn Tagen in dieser Basis leben, die Umgebung erkunden und verschiedene Experimente durchführen. Dabei wird alles so ablaufen, wie wenn sich die Astronauten wirklich auf dem Mond befinden würden. Die einzige Möglichkeit mit der Aussenwelt in Kontakt zu treten ist via Kommunikationssystem mit dem Missionskontrollzentrum. Dieses ist der koordinative Dreh- und Angelpunkt der Mission und wird im Dreischichtbetrieb rund um die Uhr betrieben. «Die Studierenden im Missionskontrollzentrum werden die sechs Astronauten bestmöglich unterstützen. Gibt es jedoch in der Basis Probleme mit der Infrastruktur oder der technischen Ausrüstung, sind die sechs Studierenden bei der Fehlerbehebung auf sich allein gestellt», so Roy.

Die Asclepios-Projektmitglieder Théodore Bellwald, Chloé Carrière und Somaya Bennani mit Laborleiter Ingo Blechschmidt beim ersten Besuch im Felslabor Grimsel (von links).

Durchgeführt und organisiert wird die Mission ausschliesslich von Studierenden – die meisten davon sind von der ETH Lausanne – unter dem Dach der Studentenorganisation «Space@yourService». Zurzeit sind die Vorbereitungsarbeiten in vollem Gang: Die Raumanzüge befinden sich noch in der Entwicklungsphase und auch das kleine Mondrover wird noch kontinuierlich weiterentwickelt. «Learning by doing» steht beim gesamten Projekt im Fokus. Doch ganz auf sich allein gestellt sind die Studierenden nicht. Die ca. 100 beteiligten Studierenden werden von verschiedenen Unternehmen und Organisationen unterstützt, so auch von der Nagra. «Im Asclepios-Projekt arbeiten junge Menschen aus verschiedenen Ländern und aus unterschiedlichen Studiengängen gemeinsam an einem Ziel. Wer heutzutage in der Wissenschaft tätig sein will, muss die Fähigkeit besitzen, in solchen internationalen und interdisziplinären Teams zu arbeiten. Entsprechend unterstützen wir von der Nagra die zukünftige Forschergeneration gerne beim Sammeln erster Erfahrungen, denn nur so kann man sich weiterentwickeln», sagt Ingo Blechschmidt Leiter des Nagra-Felslabors. Daraus entstanden ist nun eine Projektpartnerschaft. «Wir freuen uns sehr über die Partnerschaft mit der Nagra und sind gespannt, was wir während unserer Mondmission alles lernen und erleben werden», so Roy.

Die Asclepios-Mission:

Wann: Februar 2021
Wo: Felslabor Grimsel
Wer: 100 Studierende der Studentenorganisation «Space@yourService»
Dauer: 10 Tage
Ziel: Eine Mondmission simulieren
Projektpartner: Nagra