e-Newsletter 1 – Mai 2020


Frisch aufgelegt und neu gestaltet erscheint unser neuer Newsletter – entstanden ist er im Homeoffice. Viele von uns arbeiten seit Mitte März von zu Hause aus: Wie das geht oder wo das eben nicht geht, davon handelt unser erster Beitrag. Was rund um die Tiefbohrungen in Trüllikon und auf dem Bözberg los ist, erfahren Sie im zweiten Beitrag. Einen Bohrplatz-Besuch per Video gibt es im dritten Beitrag. Und für Filminteressierte haben wir darüber hinaus zwei neue farbig animierte Erklärfilme.

Atommüll entsorgen aus dem Homeoffice – geht das?

Im Kinderzimmer geht es für einmal nicht um Plüschtiere, sondern um Volumina von radioaktivem Abfall, im WG-Zimmer läuft eine Medienkonferenz, und auf dem Bohrplatz finden Sitzungen stehend statt. Drei Nagra-Mitarbeitende berichten über ihre Arbeit in Zeiten von Corona.

Während ihr Plüschtiere über die Schulter schauen, errechnet Carolin Fichtner Gewicht und Volumen der radioaktiven Abfälle der Schweiz. «Anhand meiner Angaben schätzen die Ingenieure ab, wie viele Kavernen im Tiefenlager benötigt werden, wie lang diese sein müssen und was diese kosten werden», erklärt Fichtner ihre Aufgabe bei der Nagra. Nach dem Lockdown hat Fichtner kurzerhand das Kinderzimmer in ihr Büro umfunktioniert. Das Arbeiten im Homeoffice passt der jungen Mutter: «Ich geniesse es sehr, dass ich meine Arbeitszeit flexibler gestalten kann. So lassen sich Beruf und die Betreuung meiner 4-jährigen Tochter besser vereinbaren.»

Nur teilweise von zu Hause aus arbeiten kann Matthias Ammen. Der Sicherheitschef und «Drilling Operation Manager» wird oft auf den Bohrplätzen gebraucht. Hier gelten hohe Anforderung an die Sicherheit: Wer den Bohrplatz betreten will, muss beim Portier Fieber messen. Zudem wurde das Personal auf ein Minimum beschränkt. «Wir setzen hier die Richtlinien des Bundesamts für Gesundheit konsequent um. Bei Arbeiten, bei denen der Mindestabstand von zwei Metern nicht eingehalten werden kann, müssen die Bohrleute Masken tragen», erklärt Ammen. Dies sei glücklicherweise nur auf der Arbeitsbühne der Bohranlage der Fall, ansonsten ist auf dem Gelände genügend Platz vorhanden, so dass man Abstand halten kann. «Grössere Besprechungen führen wir hier draussen im Freien durch oder elektronisch mittels Videokonferenz», so Ammen.

Nur noch elektronisch kommuniziert der stellvertretende Leiter der Medienstelle Felix Glauser. Grosse Einschränkungen gibt es deswegen für seine Arbeit nicht. «Aber man muss momentan flexibel und offen für Neues sein», meint Glauser. So sei beispielsweise für Mitte April ein Medienanlass auf dem Bohrplatz Trüllikon geplant gewesen. «Hier mussten wir umdisponieren und den Anlass via Videokonferenz abhalten», so Glauser. Das habe aber so gut funktioniert, dass man sich überlege, auch in Zukunft die eine oder andere Medienkonferenz online durchzuführen. Für Glauser hat die Coronakrise durchaus auch ihre guten Seiten: «Der Lockdown wirft uns alle aus unseren alten Bahnen und zwingt uns, Dinge anders anzugehen und gewisse Abläufe und Prozesse zu überdenken. Ich lerne im Moment viel Neues und sehe in den Herausforderungen der jetzigen Zeit auch viele Chancen. Für mich persönlich sowie für die Nagra als Unternehmen.»

Aktuelles zu den Tiefbohrungen

In Trüllikon ist wieder Ruhe eingekehrt. Vom Nagra-Bohrplatz sind nur noch der Zaun, Container sowie die Asphaltfläche vorhanden. Welche Erkenntnisse nimmt die Nagra aus Trüllikon mit?

Die Bohrung war erfolgreich. Philipp Senn, stellvertretender Leiter Öffentlichkeitsarbeit und Zusammenarbeit der Nagra, sagt: «In rund siebeneinhalb Monaten Bohrbetrieb konnten wir gute Gesteinsproben gewinnen und alle geplanten Tests im Bohrloch durchführen».

Intakte Bohrkerne aus der Tiefe und verschiedene Tests im Bohrloch sind sehr wichtig. So kann die Nagra genau erfahren, wie der Untergrund zusammengesetzt ist. Dicke, Dichtigkeit und Zusammensetzung der Gesteine stehen dabei auf dem Prüfstand. Besonders interessiert ist die Nagra am «Wirtgestein» Opalinuston, in dem das Tiefenlager dereinst gebaut werden soll. Um die genauen Eigenschaften des Gesteins festzustellen, werden die Bohrkerne aus Trüllikon aktuell bei der Universität Bern, in Labors und bei der Nagra genauestens unter die Lupe genommen.

Wertvolle erste Resultate aus der Bohrung

Die Bilanz aus den ersten Resultaten der Bohrung Trüllikon-1 ist wissenschaftlich sehr wertvoll. Sie hat bestätigt, was die Nagra bereits vorher angenommen hat: Der Opalinuston ist über 100 Meter dick, ist sehr wasserdicht und liegt beim Gebiet Chrummenrüti zwischen etwa 850 und 950 Metern Tiefe.

Aktuelle Bohrungen in Marthalen (ZH) und auf dem Bözberg (AG)

Die Nagra bohrt in Marthalen seit dem 7. Februar in die Tiefe. Der Bohrstart in Bözberg ist Ende April erfolgt. Gerne würde die Nagra Besucherinnen und Besucher empfangen. Aber die aktuelle Situation rund um COVID-19 lässt vorläufig keine Besuche zu. Geduld ist nun gefragt.

Zwei weitere geplante Bohrungen der Nagra in Stadel (ZH)

Bohrplatzbesuch? Einfach per Video.

Kommen Sie mit auf eine filmische Besichtigung des Bohrplatzes bei Marthalen. Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen. Und wir freuen uns darauf, Sie bald persönlich auf einem unserer Bohrplätze zu begrüssen.

Zwei neue Erklärfilme auf dem YouTube-Kanal der Nagra

Wie findet man den sichersten Standort für ein geologisches Tiefenlager? Und weshalb eignet sich der Opalinuston, um radioaktive Abfälle einzuschliessen? Davon handeln unsere zwei neuen Erklärfilme:

Haben Sie Fragen oder Anregungen zur Entsorgung der radioaktiven Abfälle?

info@nagra.ch