Alles dreht sich um die Langzeitsicherheit


Zum vierten Mal fand in der Villa Boveri in Baden das Jahres-Mediengespräch der Nagra statt. Nach einem kurzen Überblick über das laufende Sachplanverfahren, informierten die Referenten über aktuelle und bevorstehende Arbeiten. Anschliessend gab es die Möglichkeit für Fragen und Interviews.

Donnerstagmorgen, 10 Uhr. Markus Fritschi, Mitglied der Geschäftsleitung der Nagra, eröffnet den Medienanlass in der Villa Boveri. Nach einem kurzen Überblick über den aktuellen Stand und die weiteren Meilensteine im Sachplanverfahren, gibt er weiter an Marian Hertrich, Projektleiter Geophysik. Hertrich leitete die umfangreichste 3D-Seismik-Kampagne, die in der Schweiz jemals durchgeführt wurde. Anfang Februar 2017 wurde diese abgeschlossen. Jetzt folgen weitere anspruchsvolle Prozesse: die Datenauswertung und die anschliessende Interpretation. Hertrich nimmt die Anwesenden mit in die Welt der Datenbearbeitung. Die Bearbeitung der Daten wurde in verschiedene Module unterteilt und findet in verschiedenen Ländern statt. «So können wir für jedes Modul das Spezialwissen einzelner Firmen nutzen», sagt Hertrich.

Die Nagra reichte im Herbst 2016 je acht Sondiergesuche für die beiden Standorte Jura Ost und Zürich Nordost beim Bund ein. Die Gesuche für Nördlich Lägern folgen diesen Sommer. Gemäss derzeitiger Planung werden die Sondierbohrungen ab 2019 durchgeführt. Herwig Müller, Ressortleiter Feldarbeiten bei der Nagra, erläutert welche Daten bei den Sondierbohrungen erhoben werden. Unter anderem werden in den Bohrlöchern geophysikalische und hydraulische Messdaten erhoben und es werden Gesteinsproben in Form von Bohrkernen gewonnen. «Mit den Bohrkernen erhalten wir einen direkten Blick in den geologischen Aufbau des Untergrunds», sagt Müller. Anhand der geophysikalischen Messdaten können auch die seismischen Oberflächenmessungen überprüft und kalibriert werden. Müller erläutert den Zusammenhang zwischen den Messdaten aus der 3D-Seismik und den Sondierbohrungen, die dazu dienen ein detailliertes geologisches Modell zu entwickeln. «Das schlussendliche Ziel dieser Untersuchungen ist eine nachvollziehbare Beurteilung der Langzeitsicherheit eines geologischen Tiefenlagers», so Müller.

Vom 24. – 27. September 2017 findet die internationale Clay Conference im Kongresszentrum Davos statt. Es werden 400 – 450 Wissenschaftler und Ingenieure aus zwölf Ländern erwartet, die zu dem Thema Tongestein als natürliche und technische Barriere in Tiefenlagern forschen. Die Nagra hat als Organisatorin die Konferenz in die Bündner Berge geholt. «Die Clay Conference ist eine Plattform für den Austausch der Forschungskoordinatoren internationaler Partnerorganisationen», sagt Olivier Leupin, stellvertretender Leiter Forschung & Entwicklung. «Für uns sind internationaler Austausch und internationale Zusammenarbeit sehr wichtig», sagt Leupin. Und die Clay Conference ist ein gutes Beispiel für eine funktionierende internationale Zusammenarbeit. Neben der Schweiz ist Tongestein als Wirtgestein für die Entsorgung von radioaktiven Abfällen unter anderem auch in Belgien, Deutschland, Frankreich und Kanada eine Option. In wesentlich mehr Ländern sind Tone als technische Barriere in Lagerkammern oder Versiegelungszonen von Tiefenlagern vorgesehen. An der Clay Conference werden ca. 100 Vorträge gehalten, rund 200 Poster ausgestellt und es werden Seminare, Workshops und Exkursionen zur Vertiefung spezifischer Themen stattfinden.